Blut, Scheiß und Tränen
“Fun ist ein Stahlbad. Die Vergnügungsindustrie verordnet es unablässig.” Es ist ein bisschen, als wäre die Serie Jackass dazu gemacht worden, um diese Behauptung aus Die Dialektik der Aufklärung von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer zu illustieren. Denn was bei der Truppe um den charmanten Lausbuben Johnny Knoxville als “Spaß” durchgeht, ist Unterhaltung in ihrer brutalsten, menschenverachtendsten und vielleicht ehrlichsten Form. Es hat etwas vom Kuriositätenkabinett oder von einem niemals enden wollenden Aufnahmeritual in einer besonders fiesen Studentenverbindung, wie diese Familienväter im besten Alter seit 10 Jahren die hirnrissigsten Stunts, die pubertärsten Körperflüssigkeitswitze und die unbedarfste Raubtierdressur vor einem Millionenpublikum zelebrieren.
Es ist klar, dass man als Neuling mit dieser Nummer heute nichts mehr werden könnte: Die Konkurrenz auf YouTube ist gesichtslos, blutjung und niemals um eine noch beschissenere Idee verlegen. Insofern ist es nur konsequent, dass die Jackass-Truppe mit ihrem einzigartigen Status das macht, was die anderen nicht können: Aufwendig in 3D drehen.
Und das Ergebnis ist erstaunlich gelungen. Näher war man dank dem Tiefeneffekt und einem Zeitlupeneinsatz, der Zack Snyder wohl zu breit aufgetragen schiene, nie den Kloakenfontänen in einem per Bunjeeseil in die Luft katapultierten Dixiklo. Ob das etwas Gutes ist, mag jeder für sich entscheiden. Die Zielgruppe wird mit diesem Film auf jeden Fall bestens bedient, und wer einen empfindlichen Magen sein eigen nennt, hatte 10 Jahre Zeit, herauszufinden, welche Sendung er zu meiden hat.
Sven Ole ‘Leisure Lorence’ Lorenzen