Originaltitel: Jack Reacher 2: Never Go Back
USA, 2016
Kinostart: 10.11.2016

Der ist so herrlich geradlinig“ lautet meine Standardantwort, wenn mich jemand fragt, warum ich so ein Fan von Jack Reacher bin.
Chris McQuarries Lee-Child-Verfilmung ist der quintessenzielle Actionthriller. Ein Mann, eine Mission, ein Gegner. Die eine oder andere Finte eingeworfen und ohne Umweg über Romanzen oder ähnlichen Nonsens zum Ziel. Doch nun ist es 2016, und Würstchenparties sind out. Ergo verbingt der ehemalige Militärpolizist sein neues Leinwandabenteuer damit, zwei Powerfrauen beim Nörgeln zuzuhören.

Cobie Smulders spielt Major Susan Turner, die gemeinsam mit Reacher in eine Verschwörung verwickelt wird. Doch Smulders und ihr Klagen darüber, wie schwer Frauen es beim Militär haben, bremsen den Film nicht genug aus. Um diesen Missstand zu beheben, wird den beiden noch eine Teenagerin (Danika Yarosh) an die Seite gestellt, die vielleicht, vielleicht auch nicht, vielleicht aber doch Reachers Tochter ist.
Gemeinsam palavern die drei sich durch eine Geschichte, die möglicherweise eine gewisse Spannung hätte erzeugen können, würde sie nicht alle paar Minuten jäh zum Stillstand kommen. Der Fall, dem Reacher und Turner auf die Spur kommen, sollte eigentlich der Dreh- und Angelpunkt des Films sein, zumal mit Prison-Break-Bösewicht Robert Knepper auch ein adäquater Gegenspieler für Cruise gefunden wurde.
Stattdessen verbringt der Film die halbe Zeit mit der Frage, ob die anstrengende Samantha nun Reachers Tochter ist oder nicht. Unterlegt mit der generischsten Musik, die je durch ein Kino schalmeite, inszeniert Regisseur Edward Zwick das Ganze so, als solle der Zuschauer darauf hoffen, dass Reacher und Samantha zu einer Familie zusammenfinden. Doch so sehr, wie Samantha schon diesen Film ausbremst, dürfte die Hoffnung der meisten Zuschauer für weitere Teile in eine andere Richtung gehen.

Jack Reacher war ein Thriller, dessen Actionsequenzen gelegentlich von Dialogszenen unterbrochen wurden. Jack Reacher 2 ist ein Familendrama, dessen Dialogszenen gelegentlich von Actioneinlagen unterbrochen werden. Regisseur und Co-Autor Zwick drehte eine Fortsetzung ohne irgendein Verständnis dafür, was den ersten Film - oder auch die Figur Jack Reacher - zu einem Erfolg machte. Tom Cruise schafft es, der Geschichte einige Momente zu verleihen, doch diese versinken in einem Morast aus verwaschenem Fokus und aufspielenden Geigen.
Unglaublich schade.

Felix Flex” Dencker