USA, 2012
Kinostart: 03.01.2013

One Hit

Jack Reacher, Held der Romane von Lee Child, ist ein Bär von einem Mann. Der 1,96m große, 110 Kilo schwere ehemalige Militärpolizist muss die Einsatzkraft seiner Fäuste oft nichtmal unter Beweis stellen, da seine immense Physis beeindruckend genug ist. Eine interessante Entscheidung also, Tom Cruise in der Rolle zu besetzen, der selbst in Hollywood nur im übertragenen Sinne zu den Großen gehört.
Doch wie Child selbst auf die Reaktionen der Fans erwiderte: die physische Präsenz ist eine Projektion der inneren Kraft Reachers, und diese zu transportieren, ist Cruise fraglos fähig. Und selbst ohne die Fähigkeit, eine Familie von illegalen Einwanderern in seinem Schatten zu verstecken, schrammt Reacher nah an der Parodie vorbei. Denn er ist nicht nur der beste aller Kämpfer, sondern auch der gerissenste Ermittler, der beste Scharfschütze, Autofahrer und Psychoanalytiker, der den Charakter von Nebenfiguren auch inmitten eines Handgemenges spontan auf den Punkt bringt.

Zum Glück ist die Geschichte, durch die sich dieser überlebensgroße Held bewegt, clever genug, um ein Abrutschen ins unfreiwillig Komische zu verhindern. Drehbuchautor und Regisseur Christopher McQuarrie eröffnet den Film mit einer wortlosen, fast meditativen Eingangssequenz und bleibt auch in den zwei folgenden Stunden stets Herr der Lage. Unterstützt von Joe Kraemers Musik und Caleb Deschanels Kamera fängt er die Geschichte unangestrengt und dennoch stets spannend ein.

Ganz im Sinne der Bücher ist Reacher wichtiger als alle Figuren, die seinen Weg kreuzen. Dies betrifft vor allem Rosamund Pike, die den größten Teil des Films an seiner Seite verbringt und nicht mehr zu tun hat, als Stichworte zu liefern. In der zweiten Filmhälfte gesellt sich Robert Duvall dazu und beschert dem Film die eine oder andere Dosis willkommenen comic reliefs. Und nicht zuletzt gefällt Werner Herzog als Bösewicht mit einer Hintergrundgeschichte, wie man sie außerhalb des Batman-Universums nur selten zu hören bekommt und mit der wohl nur wenige andere Darsteller durchkommen würden.

Trotz vereinzelter Verrücktheiten ist Jack Reacher Actionkino der geradlinigsten Sorte und lässt seine stattliche Laufzeit im Flug vergehen. Ohne Umwege über Schmonzetten oder andere Lästigkeiten geht der Film seinen Weg, und erdet seine etwas überzogenen Hauptfiguren mit guten Darstellern, einem clever konstruierten Plot und einer gekonnten, nie aufdringlichen Regie.
Für Actionfans ein vielversprechender Beginn des neuen Kinojahres.

Felix Flex” Dencker