USA, 2014
Kinostart: 06.11.2014
In der nahen Zukunft steht die Menschheit vor dem Aus. Bevor auch die letzten verbliebenen Nahrungsquellen versiegen, bringen einige Wissenschaftler einen Plan ins Rollen, um nach Alternativen zu unserem blauen Planeten zu suchen.
Ex-Pilot Matthew McConaughey steht nun vor der Entscheidung. Bleibt er zuhause und kümmert sich um seine Kinder? Oder riskiert er alles, um die Menschheit zu retten?
So also sieht ein Film aus, der auf den Theorien eines Physikers basiert.
Genauer gesagt auf denen von Astrophysiker Kip Thorne, der sich maßgeblich mit schwarzen Löchern und Gravitationswellen beschäftigt. Auf eine gewisse Portion Technobabble muss sich der geneigte Zuschauer also einstellen. Ein fundamentales Verständnis der Relativitätstheorie ist jedoch nicht unbedingt vonnöten, auch da der Grat zwischen Science und Fiction im Laufe des Films schmal wird.
Christopher Nolan schickt seine Astronauten in eine ferne Galaxie, auf fremde Planeten und noch ein bisschen weiter, und die visuelle Umsetzung ist unbedingt sehenswert. Hoyte Van Hoytemas Kameraführung fängt die spektakulären Landschaften gekonnt ein und schafft Bilder, die zum Staunen anregen. Wer eine der 70mm-Kopien des Films sehen kann, sollte diese Chance nutzen.
Doch natürlich gilt es, eine menschliche Geschichte zu erzählen, und diese kann mit dem Erkunden ferner Welten nicht mithalten. Dreh- und Angelpunkt ist hier die Sturheit eines kleinen Mädchens, das auch im erwachsenen Alter nicht akzeptieren kann, dass das Schicksal der gesamten Menschheit schwerer wiegt als ein leeres Versprechen ihres Vaters.
Ebenso dürfte Hans Zimmers omnipräsenter Phillip-Glass-Gedächtnis-Score die Geister spalten, der nie mehr als einen Schritt davon entfernt scheint, einen Männerchor “Koyaanisqatsi” anstimmen zu lassen. Interstellar ist jedoch weniger ein Thrillerdrama über Helden auf dem Weg ins Unbekannte, als eine Meditation über die Natur von Zeit und Raum. Als solche ist er selten pulstreibend, doch stets atmosphärisch und mit dringend nötigen Humoreinsprengseln wirksam aufgelockert.
Interstellar ist nicht nur ein Film über die Zukunft der Menschheit. Es ist ein Film über die Faszination der Wissenschaft selbst. Seit Robert Zemeckis’ Verfilmung von Carl Sagans Contact stellte kein großer Studiofilm mehr derart faszinierende Vermutungen über das auf, was hinter dem Tellerrand auf uns wartet.
Interessant, stimmungsvoll und sehenswert, auch wenn die Emotionalität oft die Oberhand gewinnt.
Felix “Flex” Dencker