Österreich, 2008

Eineinhalb Jahre nach den schrecklichen Ereignissen in ihrer oberösterreichischen Heimat Ebensee, wo Nina (Sabrina Reiter) auf einen Schlag ihre besten Freunde verlor, versucht sie in Wien ein neues Leben zu beginnen. Als sie jedoch eines Abends einen Hilferuf von Mona (Julia Rosa Stöckl) erhält, macht sie sich auf den Weg nach Hause, um ihrer Freundin von damals zu helfen. Dort ist diese jedoch nicht mehr aufzufinden. Monas Spuren führen nach Tirol, zu einem abgelegenen Gasthof in den Bergen, mit dessen Bewohnern Gerüchten zufolge nicht gut Kirschen essen ist.
Doch Nina lässt sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Ein blutiger Albtraum in Schnee und Kälte ist die Folge.

2006 konnte Regisseur Andreas Prochaska mit seinem Horrorfilm In 3 Tagen bist du tot einen Überraschungs-Hit in den österreichischen Kinos landen. Mit Hauptdarstellerin Sabrina Reiter wurde man zudem auf ein echtes Schauspieltalent aufmerksam, das auch prompt mit dem Undine Award als Beste Filmdebüdantin ausgzeichnet und als österreichische Vertretung unter 25 europäischen Shooting Stars auf der Berlinale 2007 vorgestellt wurde. Der Slasher-Streifen erfand das Genre zwar keineswegs neu, die handwerklich saubere Inszenierung, die guten Darsteller und das heimatliche Setting wussten jedoch durchwegs zu überzeugen.

Dass es nun, bereits zwei Jahre später, die Fortsetzung zu bewundern gibt (bislang leider nur in Österreich), ist aufgrund des Erfolgs des Erstlings weit weniger verwunderlich als die ungeheure Steigerung im abermals von Andreas Prochaska inszenierten Sequel. Mit Teil 1 hat der Streifen nur noch den (irreführenden) Titel und seine Hauptdarstellerin gemein, ansonsten hat man aber die ausgetretenen Slasher-Pfade verlassen und serviert dem gemeinhin geschockten Publikum ein ausnehmend düsteres, misanthropisches Überlebensdrama mit gezielt eingesetzten, dafür umso heftigeren Härteeinlagen. Sabrina Reiter, in fast jeder Szene zu sehen und diesmal schauspielerisch noch weit mehr gefordert, trägt den Film mit einer beeindruckenden Leichtigkeit auf ihren schmalen Schultern. Der wesentlich ernstere Grundton passt darüber hinaus exzellent zur Entwicklung ihres Filmcharakters, der mit dem ersten Drittel auch noch mal in aller Ruhe dem Publikum näher gebracht wird. Danach erlebt man eine Tour-de-Force, die in ähnlicher Intensität zuletzt nur durch den französischen Inside auf die Leinwand gebannt werden konnte und nicht nur ungemein spannend ist, sondern auch überaus geschickt Psychohorror sowie gängige Gruselelemente mit realistischer Härte mixt. Das eisige Ambiente der Tiroler Bergwelt verdichtet die nervenzerfetzende Atmosphäre gekonnt und verhilft dem mitreißenden Treiben zu einem zusätzlichen Schuss Originalität. Erfreulich auch, dass man dem bekannten Muster der degenerierten Mörderfamilie durch die regionsbedingte Mentalität noch ein paar neue Facetten abgewinnen konnte.

An der finalen Wendung werden sich die Geister scheiden, ich halte sie für ebenso konsequent wie überraschend und damit für das passende Häubchen dieses Sahnestücks, dem kaum ein Genrebeitrag der letzten Jahre auch nur annähernd das Wasser reichen kann.

Michael Eminence” Reisner