USA, 2007
Kinostart: 28.02.2008
Bob Dylan, Enigma der Musikgeschichte. Eine lineare Erzählung a la Walk the Line wäre dem Chamäleon Dylan vermutlich nicht gerecht geworden, und so entschloss sich Regisseur Todd Haynes zu einem ungewöhnlichen Schritt. Er ließ sechs Eigenschaften Dylans von sechs verschiedenen Schauspielern verkörpern - der Musiker als die Summe seiner Teile.
Die darstellerischen Leistungen sind rundum makellos. Cate Blanchett ist kaum wiederzuerkennen als der drogensüchtige Jude Quinn - Dylans Name fällt im gesamten Film nicht einmal - der versucht, sein Werk und vor allem seine Fans hinter sich zu lassen. Heath Ledger spielt den Filmstar und Familienmann Robbie Clark, der es neun Jahre mit seiner Frau Claire (Charlotte Gainsbourg) aushält und immerhin zwei Kinder in die Welt setzt. Christian Bale nuschelt sich als Jack Rollins auf seinem Weg vom gefeierten Folkstar zum christlichen Prediger durch, und der junge Schwarze Marcus Carl Franklin gibt den Nomaden Dylan, der sich “Woody Guthrie” nennt, mit Zügen durchs ganze Land reist und seinen musikalischen Weg findet.
Weitaus weniger aufregend sind die Dylans Billy the Kid (Richard Gere) und Arthur Rimbaud (Ben Whishaw). Ersterer trottet durch einige Szenen von lynchesker Eigenartigkeit, doch diese bringen den Film noch weniger voran als die anderen. Hier ging Haynes’ Hang zur Metaphorik eindeutig mit ihm durch. Whishaws Arthur Rimbaud fungiert als eine Art Erzähler und gibt immer wieder kleine, unechte Interviewfetzen in die Kamera ab.
Dylan-Kenner werden ob der ungewöhnlichen Erzählweise vielleicht zufrieden lächelnd im Saal sitzen und sich über die gut gespielten Facetten der Figur sowie die zahllosen Originalsongs freuen.
Für Ignoranten wie mich ist I’m not there jedoch nichts weiter als eine sinnfreie und mit 135 Minuten viel zu lange Aneinanderreihung von teils witzigen, teils skurrilen und überwiegend bedeutungslosen Bildern. Kunst um der Kunst Willen, ein filmisches Experiment, wie man es von einem übereifrigen Kunststudenten erwarten würde, und für das man nun 9 Euro an der Abendkasse zahlen soll.
Beinharte Fans sollten dem Film eine Chance geben, der Rest wird ihn vermutlich genau so konfus, unbefriedigend und zäh finden wie ich.
Felix “Flex” Dencker