Originaltitel: Ice Age: Dawn of the Dinosaurs
USA, 2009
Kinostart: 01.07.2009
Jetzt taut’s nicht mehr
Erinnert sich noch jemand an das Ende von Ice Age 2? Nein? Macht nichts, die Autoren von Ice Age 3 auch nicht. Wurde dort noch das Ende der Eiszeit begossen, ist hier wieder alles zugefroren, und die Filmreihe kann weitergehen, als wäre nichts gewesen.
Bei Ice Age 3 dreht sich alles um die Familie. Die Mammuts Manny und Ellie erwarten ein Baby, und aus irgendeinem Grund distanziert sich Manny deshalb von seinen Freunden. Diego, der Säbelzahntiger, der seit drei Filmen mit Beute befreundet ist, hat mal wieder Angst, seine Instinkte aufzugeben, Faultier Sid fühlt sich alleingelassen und adoptiert drei Dinosauriereier, die er in einem Eisloch gefunden hat.
Als diese schlüpfen, ist die echte Mama schnell zur Stelle und schleppt die Jungen samt Sid in besagtes Eisloch zurück. Die Anderen hetzen hinterher, um Sid zu befreien, und landen in einer unterirdischen Welt voller Pflanzen, Vulkane und Dinosaurier.
So tief die Figuren ins Erdreich vordringen, so dicht bleibt der Film an der Oberfläche. Gute Kinderfilme überraschen oft dadurch, wie viel sie dem jungen Publikum zutrauen. Bei Ice Age 3 sucht Sid nach Milch für “seine” Babys und geht einem Bullen zur Hand, weil er ihn für eine Kuh hält - als Witz ebenso neu wie kindgerecht.
Es gibt jedoch auch gelungene Szenen, und manche überstehen sogar die deutsche Synchronisation. Doch es sind hingeworfene Bemerkungen oder kurze Slapstickmomente, von denen sich kaum einer wirklich aus der Geschichte ergibt. Das beste Beispiel ist wieder einmal Scrat, die Säbelzahnratte auf der ewigen Suche nach ihrer Nuss. Der Film beginnt mit Scrat, endet mit Scrat, und etwa alle Viertelstunde huscht Scrat wieder durchs Bild, um das Publikum zum Lachen zu bringen. Die Macher wissen schon warum, denn das Trara um Babys und werdende Mütter ist langweilig, unoriginell und mit permanenter Geigenmusik untermalt, ein Paradebeispiel für faules Drehbuchschreiben. Auch sollte nicht verschwiegen werden, dass die Trailer mal wieder die besten Szenen vorwegnehmen.
Die Qualität der Computergrafik hat sich ebenfalls nicht weiterentwickelt. Dies ist allerdings zu entschuldigen, denn die Lippenanimationen in den Dialogszenen müssen ein Vermögen verschlungen haben - State of Play ist seine Krone als Laberfilm des Jahres jedenfalls los.
Ob der Film für Kinder geeignet ist, darüber kann man debattieren. So manches Tierchen lässt sein Leben, die meisten davon sind stumme Dinos, die beiläufig von Klippen o.ä. geschubst werden. Wie das zu werten ist, mögen die geneigten Eltern entscheiden.
Für das restliche Publikum sticht Ice Age 3 in diesem Kinosommer insofern positiv heraus, dass er zumindest eine Handvoll gelungener Scherzchen bietet. Auf jede witzige Szene kommen allerdings drei tränendrüsige, was den Spaß enorm mindert. Die eigentliche Geschichte ist fantasielos, uninteressant und melodramatisch, und ohne die Ratte wäre der Film nach zwei Wochen wieder aus den Kinos verschwunden.
Felix “Flex” Dencker