Kinostart: 15.02.07
Die Hollywood Verschwörung
Superman ist tot. Am frühen Morgen des 16. Juni 1959 wird George Reeves, einstiger Superman-Darsteller und Held aller Kinder, erschossen in seinem Haus aufgefunden. Da die Mutter des Verstorbenen nicht an den offiziell bekannt gegebenen Selbstmord glaubt, engagiert sie den Privatdetektiv Louis Simo (Adrien Brody), um der Sache auf den Grund zu gehen. Bereits nach kurzer Zeit entdeckt dieser eine ganze Reihe von Widersprüchen in dem von der Polizei vorschnell abgeschlossenen Fall.
Allen Coulters Die Hollywood-Verschwörung geht einem der größten Mysterien der Traumfabrik nach und möchte damit seinen Teil zur Mythenbildung beitragen: Hat der TV-Superman George Reeves Selbstmord begangen oder wurde er tatsächlich umgebracht? Und wenn, wer könnte es gewesen sein?
Anhand der Ermittlungen des angeschlagenen Detektivs Simo entwirft Drehbuchautor Paul Bernbaum in formaler Anlehnung an den Film noir drei mögliche Szenarien, die zu gleichen Teilen auf Tatsachen und Inspiration beruhen und Erklärungsansätze liefern sollen.
In Rückblenden wird die Lebensgeschichte von George Reeves (gespielt von Ben Affleck) erzählt; sein Aufstieg zum Tv-Helden und seine Liebesbeziehung zu Toni Mannix (Diane Lane), Ehefrau des damaligen Mgm-Chefs Eddie Mannix (Bob Hoskins). Bernbaum und Regisseur Coulter versuchen in diesen Rückblenden, dem Phänomen Reeves nachzugehen, die Gründe seiner Depression zu finden und gleichzeitig Motive für einen eventuellen Mord an ihm heraus zu arbeiten. Ungereimtheiten finden sich viele, jedoch gerät Ermittler Louis zunehmend selbst unter die Räder.
Und genau hier liegt das Problem der Hollywood-Verschwörung: Regisseur Allen Coulter versucht zuviel zur gleichen Zeit und verliert sein Publikum schließlich irgendwo inmitten der zahlreichen Handlungsstränge. Dies ist insofern schade, da der Film über weite Strecken durchaus unterhält. Es macht ohne Frage Spaß, dem in bester Film-noir-Tradition agierenden Adrien Brody durch das Hollywood der spätern 50er Jahre zu folgen. Doch die unnötig ausgedehnte Laufzeit von über zwei Stunden fordert bald ihren Tribut: Keine Andeutung bleibt nur eine Andeutung, sie wird stets ausformuliert. Und wenn die offensichtlichen Motive erstmal auf dem Tisch liegen, geht die Spannung gänzlich verloren. Hier hätte eine Straffung des Erzählten auf das Wesentliche nicht nur gut getan, sondern vor allem die Tatsache kaschiert, dass Die Hollywood-Verschwörung für 126 Minuten einfach nicht genug Spannendes zu bieten hat.
Schauspielerisch ist hingegen wenig auszusetzen. Adrien Brody und Bob Hoskins beherrschen derartige Rollen im Schlaf, und Diane Lane meistert alle Aufgaben wie gewohnt mit Bravour. Eine größere Überraschung ist dagegen der ewige Mimik-Minimalist Ben Affleck, der die tragische Rolle des Durchschnitts-Stars Reeves mit erstaunlich viel Leben zu füllen weiß.
Als klassischer Film noir würde Die Hollywood-Verschwörung schon am allgegenwärtigen Tageslicht scheitern. Die genommenen Anleihen und die Verschwörungsszenarien wissen jedoch ein ganzes Stück weit zu unterhalten. Dass dies mit Einsatz des letzten Drittels so drastisch in sich ausbreitende Langeweile umschlägt, hätte durch Kürzung redundanter Passagen durchaus vermieden werden können. Sehr schade.
Christian Simon