Großbritannien, 2007
Kinostart: 07.08.2008
Das Mädchen-Internat St. Trinian ist das berüchtigste in ganz England. Direktorin Camilla Fritton (Rupert Everett) lässt pure Anarchie walten, der Lehrkörper unterstützt diese Philosophie oder ist, wie die naive Miss Dickinson, den Eskapaden der Schülerinnen schlichtweg hilflos ausgeliefert. Diese lieben ihr schräges Zuhause und trotz der üblichen Cliquenbildung herrscht ein gewisser Zusammenhalt. Jener wird auch gleich auf die Probe gestellt, als der neue Bildungsminister Geoffrey Thwaites (Colin Firth) den schwer verschuldeten Schandfleck endgültig schliessen möchte.
Unter der Führung der resoluten Kelly (Gemma Arterton) schmieden die Mädels einen riskanten Plan, um ihre Schule vor dem Untergang zu bewahren.
Dass Die Girls von St. Trinian keine archetypische Us-Highschool-/Collegekomödie sein kann, merkt man bereits in den ersten paar Filmminuten mehr als deutlich. Die anarchistische Ausrichtung der titelgebenden Lehranstalt kommt der britischen Humorvorstellung sichtlich entgegen: Im Lehrerzimmer wird gesoffen was das Zeug hält, die Schülerschaft verdient sich mit der Herstellung von Drogen und Alkohol ein beträchtliches Zubrot und die äußerst schräge Direktorin raucht einen Joint nach dem anderen. Vor allem in der ersten Spielhälfte ist die Gagdichte beachtlich und auch wenn nicht jeder Witz sitzt, macht das ungewohnt wilde und unkonventionelle Treiben doch Laune. Den größten Anteil daran hat sicherlich Rupert Everett, der in seiner Doppelrolle als Direktorin von St. Trinian sowie als schnöseliger Vater der neuen Schülerin Annabelle Fritton (Talulah Riley) genüsslich aufgeht. Colin Firth agiert als steifer Politiker gefällig, der überwiegende Teil des restlichen Ensembles glänzt vor allem mit optischen Reizen (Caterina Murino, Tamsin Egerton, Antonia Bernath) wobei insbesondere bei Bondgirl Gemma Arterton auch noch jede Menge Talent durchschimmert. Dass daraus kein Strahlen wird, ist neben der zunächst kaum vorhandenen, danach nur noch haarsträubenden Handlung das wohl größte Problem des Drehbuchs von Piers Ashworth und Nick Moorcroft. Das Autorenduo führt zwar eine Vielzahl an interessanten Charakteren ein, versäumt es danach aber, sich auf die wirklich wichtigen zu konzentrieren. Stattdessen werden massenhaft Subplots, wie etwa jener über die Anpassungschwierigkeiten der frisch eingestellten Miss Dickinson (als graue Maus furchtbar fehlbesetzt: Lena Headey), initiiert, nur um sich letztendlich heillos bei der überwiegend unmotivierten Auflösung derselben zu verhaspeln.
Unterm Strich ist Die Girls von St. Trinian ein mordsfrecher und kurzweiliger Spaß. Nachhaltig im Gedächtnis wird der Film, wenn überhaupt, wohl nur dem männlichen Publikum bleiben: So viele kurze Röcke auf einmal sieht man(n) einfach nicht alle Tage.
Michael “Eminence” Reisner