Originaltitel: The Savages
USA, 2008
Kinostart: 24.04.2008
Coming-of-old-age
Wohin mit Papa?
Diese Frage kommt Wendy und John Savage gerade furchtbar ungelegen. Sie (Laura Linney) lebt in New York City und versucht, ihre Karriere als Theaterautorin in die Gänge zu bekommen, er (Philip Seymour Hoffman) arbeitet als Professor in Buffalo und schreibt nebenher an einem Buch über Berthold Brecht. Doch als der Pfleger des Vaters aus Arizona anruft und den beiden eröffnet, ihr alter Herr habe die Wände zu Hause mit Exkrementen beschmiert, müssen sie sich nach einem neuen Heim für ihn umsehen.
Der neue Film von Autorin und Regisseurin Tamara Jenkins ist über weite Strecken genau so deprimierend, wie die Prämisse vermuten lässt. Jenkins scheut sich weder die Scham noch die Schuldgefühle aufzuzeigen, die diese Situation fast unweigerlich mit sich bringt. Dass der Vater ein mürrischer Kauz ist, der seine Kinder ihr Leben lang mies behandelte, macht die Sache nicht leichter, und dass die beiden Dank seiner Erziehung zu emotionalen Krüppeln herangewachsen sind, ebenso wenig. Wendy hat ein freudloses Verhältnis mit einem verheirateten Mann, John kann sich nicht überwinden, seine langjährige polnische Freundin zu heiraten, um sie vor der Abschiebung zu bewahren. Beide sind sich ihrer Dummheit bewusst und sehen sich doch unfähig, etwas zu ändern.
Dass der Film nicht ins Depressive abdriftet, liegt vor allem an den beiden Hauptdarstellern. Linney und Hoffman geben einmal mehr Vorstellungen ab, die vergessen lassen, dass man hier zwei bekannten Schauspielern bei der Arbeit zusieht. Vor allem Hoffman ist für das nötige comic relief zuständig, bis der Film im letzten Akt dann doch noch lebensbejahend wird.
Die Geschwister Savage ist die meiste Zeit über so dermaßen trüb, dass man sich fragt, wer für so etwas Geld an der Abendkasse bezahlen soll. Doch genau das ist es, was ihn von der Seifenopernhaftigkeit normaler Hollywood-Melodramen absetzt und dem Finale überhaupt erst seinen Wert verleiht.
Felix “Flex” Dencker