Originaltitel: Hellboy Ii: The Golden Army
USA, 2008
Kinostart: 16.10.2008
Hellboy, der liebenswerte Höllendämon, ist wieder da, um die Welt vor seinesgleichen zu beschützen. In seinem zweiten Leinwandabenteuer muss er sich mit Prinz Nuada anlegen, der den Menschen den Krieg erklärt hat und die sagenumwobene, unbesiegbare Goldene Armee erwecken will.
An Hellboys Seite, neben Liz und Abe, stehen Prinzessin Nuala, die Zwillingsschwester des unterirdischen Herrschers sowie der Deutsche Johann Krauss, ein protoplasmisches Wesen mit Führungsqualitäten.
Guilermo del Toro erzählte in einem Interview, Hellboy 2 läge ihm sehr viel näher am Herzen als der Vorgänger. Während er beim ersten Teil zumindest halbherzig versucht habe, nah an der Comicvorlage zu bleiben, habe er bei der Fortsetzung mehr von sich selbst investieren können.
Das mag wie Pr-Gewäsch klingen, doch del Toros visuelle Magie fegt diesen Verdacht nur allzu schnell beiseite. In märchenhaften Sequenzen, die mit ihrem Einfallsreichtum und ihrer Artenvielfalt Erinnerungen an Luke Skywalkers ersten Besuch in Mos Eisley wecken, demonstriert del Toro, dass Computergrafiken keineswegs seelenlos aussehen müssen. Von den possierlichen Zahnfeen, die direkt aus Pans Labyrinth entsprungen scheinen, über den Trollmarkt, bei dem man vor lauter Unterweltgeschöpfen kaum weiß, wo man hinstaunen soll, bis zum Kampf gegen einen Waldgott, der in einer so traurigen und schönen Auflösung mündet, dass man weinen möchte.
Leider folgt auf diese dann ein Kapitel aus dem Grundschulbuch der Superhelden-Klischees, das schon im ersten Film zur Genüge behandelt und in der hier gezeigten Form von vielen anderen Comicverfilmungen wesentlich besser umgesetzt wurde. Gott sei Dank gewinnt die Geschichte schnell wieder an Fahrt und die Figuren können sich ihren überaus spaßigen Kabbeleien hingeben. Dass die zwei dabei erzählten Liebesgeschichten zum Gähnen gerieten, wird mit einem verstimmten, dafür umso herzlicher gesungenen Duett zu Barry Manilows “Can’t Smile Without You” wieder wettgemacht.
Wirklich, wirklich schade ist allerdings das Ende. Man könnte verzeihen, dass die finale Wendung weit im Voraus abzusehen ist, wäre die Umsetzung nicht derart schlampig geraten. Es hätte viele Möglichkeiten gegeben, dieses Ende zu erzählen, doch del Toro entschied sich für eine banale und letztlich frustrierende. Frustrierend, weil sie im Nachhinein betrachtet nicht nur den halben Film überflüssig macht, sondern auch innerhalb des Films einigen dramatischen Momenten die Kraft nimmt.
Durch diese wenigen, jedoch markanten Probleme wird Hellboy 2 nicht als das Gottesgeschenk in die Annalen der Filmgeschichte eingehen, nach dem er in der ersten Stunde noch aussieht. Trotzdem bietet er unterm Strich mehr Spaß als die meisten Genrekollegen und vor allem Guillermo del Toros einzigartige Bildsprache, für die man sich die Dvd oder Blu-ray Disc vermutlich in Einzelbildern zu Gemüte führen wird.
Ein Pflichttermin ist der Film allein des Trollmarktes wegen, der dem Film einen gewissen Klassikerstatus garantieren sollte.
Felix “Flex” Dencker