Originaltitel: We Own the Night
USA, 2007
Kinostart: 21.02.2008
“Wenn man sich in die Hose pinkelt, hat man’s nicht lange warm.”
Drehbuch-Guru Robert McKee schrieb in seinem Buch “Story”, ein Drehbuch solle keine Szene enthalten, die nicht die Handlung weiter bringt. Jede Szene, egal wie kurz, solle zumindest eine kleine Wandlung bringen und ein bisschen mit den Erwartungen des Publikums spielen.
Wie schön wäre es, hätte James Gray dieses Buch gelesen. Als Autor und Regisseur des Verbrecherdramas Helden der Nacht packte er langweilige Figuren in eine zähe Geschichte, deren größter Verdienst bleibt, dass sie irgendwann vorbei ist.
Bobby Green (Joaquin Phoenix) lebt auf der Überholspur. Als Manager eines der angesagtesten Clubs in Brooklyn und Besitzer einer schicken Freundin (Eva Mendes) ist die Welt seine Auster. Dass seine Geldgeber zur Russenmafia gehören, hat ihn nie sonderlich tangiert - bis jetzt.
Die New Yorker Polizei, unter der Leitung von Bobbys Bruder (Mark Wahlberg) und Vater (Robert Duvall), plant, den Drogenbossen ein großes Geschäft zu vermasseln, und Bobby soll den Maulwurf spielen.
Ich vermute, der Film ist vor allem als Psychodrama über Loyalität (gegenüber zahlenden Gästen oder der Familie) gedacht, denn die wenigen Actionsequenzen oszillieren zwischen komatös und hirnerweichend - eine Autoverfolgungsjagd sei hier als Beispiel für beides genannt. Bei dieser regnet es zum einen so stark, dass jeglicher Geschwindigkeitseindruck flöten geht und man meint, die Autos führen im zweiten Gang über die Autobahn. Zum anderen möchte man ob der Blödheit weinen, dass ein erfahrener Polizist nicht zu bremsen vermag, wenn er im Auto neben sich ein auf ihn gerichtetes Gewehr erblickt.
Die Geschichte bewegt sich unmotiviert von Plotpunkt zu Plotpunkt und kommt dabei nie wirklich von der Stelle. Obwohl Bobby auf dem Papier genug durchmacht, um eine Serienstaffel zu füllen, bremst der ominöse Drogendeal alle vorgeblichen Versuche aus, die Geschichte in andere Richtungen zu lenken. Vor allem in der zweiten Hälfte drängt sich der Eindruck auf, die Handlung werde nur noch weitergesponnen, um den Film auf die gewünschte Laufzeit zu bekommen.
Die Synchronisation setzt dem Ganzen die Krone auf. Dass Eva Mendes von Bart Simpson gesprochen wird, sollte reichen, um die meisten Zuschauer aus der Realität des Films zu befördern. Ob die beknackten Sprichwörter, die Duvall von sich gibt (“Wenn man einen Affen heiratet, darf man sich nicht beschweren, wenn das Haus nach Bananen stinkt”) aus der Originalversion übernommen wurden oder ob allein die Lippenbewegungen hier die Worte vorgaben, darüber mag ich nicht einmal spekulieren.
Den Vogel schießt jedoch eindeutig Joaquin Phoenix ab. Dieser schlurft ohnehin schon durch den Film, als habe er seinen Hund mit dem Rasenmäher überfahren, die deutsche Synchronstimme klingt im Verlauf des Films jedoch zunehmend wie ein stimmbrüchiger Jugendlicher, der bei der Vergabe der Antidepressiva übersehen wurde.
Spart Euch die Lebenszeit.
Felix “Flex” Dencker