Großbritannien, 2008
Kinostart: 03.07.2008
Neun Jahre ist es her, da überraschte Mike Leigh die Filmwelt. Der britische Regisseur und Drehbuchautor, der sich mit Filmen wie Secrets & Lies oder Naked einen Namen als Poet der Arbeiterklasse gemacht hatte, drehte mit der Musicalkomödie Topsy-Turvy einen Bilderrausch, mit dem niemand gerechnet hatte. Die Geschichte über die Musical-Ikonen Gilbert & Sullivan, die mit The Mikado gegen jede Erwartungshaltung des Publikums etwas neues und überraschendes schufen, sprengte ihrerseits alle vorgefertigten Einstellungen gegenüber Leighs eigenen Filmen.
Happy-Go-Lucky erzählt nun von einer unbeschwerten (engl: Happy-Go-Lucky), lebensbejahenden jungen Frau, und könnte selbst nicht unbeschwerter und lebensbejahender sein.
Von einem Plot kann man kaum sprechen. Happy-Go-Lucky begleitet die 30jährige Grundschullehrerin Pauline, genannt “Poppy” und gespielt von Newcomerin Sally Hawkins, eine Weile durch ihren Alltag, in der Disco, beim Tratschen mit Freundinnen, bei ihrer Arbeit mit den Kindern. Sie nimmt Fahrstunden beim vom Weltschmerz zerfressenen Eddie Marsan, lernt Flamenco und findet sogar noch die Liebe. Das plätschert alles entspannt und entspannend vor sich hin, als könne es ewig so weitergehen. Gelegentlich eckt Poppy mit ihrer permanent sorglosen Art an, einmal wird es auch rabiat, doch auch davon erholt sie sich, da sie sich lieber auf die angenehmen Aspekte ihres Lebens konzentriert. Leigh macht einen Punkt daraus, zu demonstrieren, dass Poppy die Augen vor den Unsäglichkeiten der Welt nicht verschließt, sondern ihnen einfach anders begegnet als die meisten Menschen. Nichtsdestotrotz dürfte sich so mancher Zuschauer etwas mehr Substanz inmitten all der guten Laune wünschen. Hawkins erhielt für ihre Rolle den Silbernen Bären als beste Darstellerin bei den Filmfestspielen in Berlin zu Recht, doch auch die anderen Darsteller verdienen ein lobendes Wort. Leigh legt ihnen zum Teil urkomische Dialoge in den Mund, und vor allem Marsan sowie Alexis Zegerman als Poppys Mitbewohnerin können sich hervortun.
Ein Film wie ein Picknick im Grünen. Die einen werden allergisch reagieren, die anderen genug Entspannung und gute Laune mitnehmen, um wieder ein bisschen Alltag zu überstehen.
Den Versuch sollte es wert sein.
Felix “Flex” Dencker