USA, 2009
Kinostart: 05.03.2009
Walt Kowalski (Clint Eastwood) ist kein glücklicher Mann. Seine Frau ist gestorben, seine Söhne fahren in protzigen japanischen SUVs durch die Gegend, und deren respektlose Kinder verbringen die Beerdigung ihrer Großmutter damit, Sms-Nachrichten zu schreiben. Die Gegend, in der er lebt, geht ebenfalls den Bach runter. Asiaten, Schwarze und Latinos überall, und Jugendbanden terrorisieren die wenigen guten Menschen, die hier noch leben.
Als er ein paar Kriminelle von seinem Grundstück vertreibt, die den Sohn seiner Nachbarn zwangsrekrutieren wollten, wird er zum unfreiwilligen Helden der zunehmend koreanischen Nachbarschaft. Der Junge (Bee Vang) und seine Schwester (Ahney Her) freunden sich mit dem grantigen alten Mann an, auch wenn der sich wenig gewillt zeigt, seine rassistischen Ansichten abzulegen.
Gran Torino erzählt eine altbackene Geschichte - der alte Mann und die jungen Leute, die einander wichtige Lebenslektionen lehren. Die Figuren sind mit dem breiten Pinsel gemalt, und so mancher ‘Moment der Wahrheit’ erscheint aufgesetzt.
Macht aber nichts.
Eastwood dabei zuzusehen, wie er Bier trinkt und grimmig dreinblickt, ist eine Freude. Der Film, den Eastwood selbst inszenierte, kommt gelegentlich ungemütlich nah dran, Walts rassistische Äußerungen als altersbedingte Bockigkeit zu entschuldigen, doch birgt die Konsequenz, mit der Walt auf seine multikulturelle Umwelt reagiert, auch eine Ehrlichkeit, die sich nicht viele Filmemacher trauen. Und nur dadurch bedeutet es wirklich etwas, als er sich eingestehen muss, dass diese ‘Schlitzaugen’ ihm näher stehen als seine eigene Familie.
Gran Torino ist kein Meisterwerk der Subtilität, aber ein gelungenes Plädoyer für Toleranz in einer sich verändernden Welt, ordentlich gespielt, entspannt inszeniert und cleverer konstruiert, als es zunächst den Anschein hat.
Der alte Mann hat’s immer noch drauf.
Felix “Flex” Dencker