USA, 2009
In naher Zukunft wird die Unterhaltungswelt von den Spielen des milliardenschweren Wunderkinds Ken Castle (Michael C. Hall) bestimmt. Sowohl in “Society” als auch in “Slayers” werden echte Menschen von Spielern ferngesteuert. Ersteres kann man sich wie die von Sex und Drogen bestimmte FSK18-Fassung von Playstations “Home” vorstellen, zweiteres ist ein strunzdummer Shooter, in dem es für die modernen Gladiatoren, allesamt Häftlinge, denen die Freiheit winkt, um Leben und Tod geht. Der beste Spieler von allen ist der Teenager Simon (Logan Lerman), dessen Kampfmaschine Kable (Gerard Butler) bislang unbesiegt ist. Der möchte wiederum nichts lieber als seine Freiheit wiederzugewinnen, um bei seiner Frau (Amber Valletta) und Tochter zu sein. Die Untergrundbewegung “Humanz” bietet ihm ihre Hilfe an.
Das Regie- und Autorenduo Mark Neveldine und Brian Taylor konnte mit seinen Crank-Filmen eine starke, hauptsächlich männliche Fanbasis gewinnen, wobei in beiden Filmen, wie auch in ihrer Drehbuch- und Produzentenarbeit Pathology, Grenzüberschreitung zum Hauptstilmittel erkoren wurde: Mehr Gewalt, mehr Sex, extra schnelle Schnitte und ein beachtliches Maß an Geschmacklosigkeit dominierte ihr bisheriges Schaffen. Doch wie so häufig führt ständige Reizüberflutung dazu, dass das angesprochene Maß irgendwann voll ist. Womit wir bei Gamer angekommen wären, der an penetrantem Stumpfsinn kaum noch zu überbieten ist.
Die Geschichte an sich steht schon mal auf mehr als wackligen Beinen. Die hastige, wie nebenbei erzählte Exposition wirkt wie ein Ablenkungsmanöver, um möglichst schnell Blutfontänen, blanke Brüste und möglichst viele “Schimpfwörter” aufs Publikum loszulassen. Damit stellt man selbiges auf die exakt selbe Stufe wie die vor dummdreisten Klischees nur so strotzende, degeneriert und amoralisch dargestellte Konsumgesellschaft im Film.
Society-Spieler sind fette, schwitzende Asoziale, die damit ihre sexuellen Fantasien ausleben. Slayers-Spieler sind stinkreiche, vom Leben gelangweilte Jugendliche, deren Geltungsdrang nur noch mit tödlichen Echtmenschen-Spielen befriedigt werden kann. Die ruchlosen Medienvertreter gehen für ihre Storys natürlich über Leichen und der Spielentwickler selbst ist sowieso ein größenwahnsinner Egomane mit Gottkomplex.
Die Ausbruchs- und Liebesgeschichte des vermeintlichen Protagonisten Kable ergibt nur selten Sinn, seine Figur ist erschreckend eindimensional und blass, was ohne Ausnahme auch für alle übrigen gilt: Kyra Sedgwicks Talkshowmasterin Gina Parker Smith wird eingeführt wie eine Hauptfigur, kommt danach aber kaum noch vor und taucht irgendwann urplötzlich wieder auf, um - ohne jede Erklärung - Partei zu ergreifen. Ein ähnliches Schicksal erfährt John Leguizamo als Kables Mithäftling “Freek”: Als Sidekick vorgestellt, danach kaum Entwicklung und schwups, auch schon wieder weg vom Fenster. Auswirkungen auf Handlung oder Protagonisten? Keine erkennbare. Furchtbar schade ist es auch um Michael C. Hall (Dexter), der seine begrenzte Leinwandzeit mit allerlei Kaspereien zubringen darf. Das Gesehene als Overacting abzutun, wäre eine echte Untertreibung.
Andere hingegen haben es leichter. Amber Valletta etwa sollte wohl die meiste Zeit einfach nur möglichst wenig anhaben. Operation gelungen, Patientin ständig halb nackt.
Den Vogel schießt jedoch Terry Crews als Hackman ab, der zeitweilig den muskelbepackten Gegenspieler Kables geben muss. Selbst im letztklassigsten B-Actionkino der Achtziger wurden hirnlos-brutale Antagonisten weniger peinlich in Szene gesetzt als hier.
Einziger Pluspunkt sind einige nette visuelle Ideen, wie der wüstenähnliche Gefängnishof oder die von ebenso bunten wie schrägen Vögeln dominierte, sündige “Society”-Umgebung.
Ungeheuer enervierend erweist sich jedoch die ständige Wackelkamera-Optik und die zumeist sinnlos schnellen Schnitte.
Fazit: Gänzlich unspannendes Unterschichtenkino zum Abgewöhnen.
Michael “Eminence” Reisner