USA, 2006
Kinostart: 07.08.2008

Andy Warhols armes reiches Mädchen

Das Licht, das doppelt so hell brennt, brennt nur halb so lange. Factory Girl erzählt die Geschichte von Edie Sedgwick, deren Licht für eine kurze Zeit ganz besonders hell brannte.
Die Tochter aus reichem Hause kam Mitte der 60er Jahre nach New York, wo sie über einen Bekannten Andy Warhol kennen lernte, einen der Stars der aufblühenden Pop-Art-Szene. Schnell wurde sie Teil seiner Factory” und durch seine Filme zum Star des Undergrounds. Doch das Leben in der Scheinwelt forderte seinen Tribut.

Der Film beginnt und endet mit Sienna Miller. Sie wirft sich Hals über Kopf in die Rolle der verletzlichen, abhängigen Edie, und gibt dem Film seinen begrenzten Reiz - man wünscht sich, ihr Talent wäre nicht derart verschwendet worden. Die Familie der echten Edie Sedgwick weist zwar eine lange Historie der Geisteskrankheiten auf, doch mehr als generische Labilität vermag Factory Girl nicht aufzuzeigen und präsentiert Edie als kindlich, fast unzurechnungsfähig - eine Art Anna Nicole Smith der Bohème. Der Film endet mit Interview-Fetzen, in denen Zeitzeugen wie George Plimpton und Sedgwicks Bruder weitere Banalitäten über Edie absondern, als solle dem Publikum damit nun klar gemacht werden, dass die Karikatur, die er zuvor 90 Minuten lang beobachten durfte, ein echter Mensch gewesen ist. Dumm nur, dass der Film keinerlei Interesse an seiner Hauptfigur zeigt, das über ihre Beziehung zu Andy Warhol hinausgeht. Das beginnt damit, dass sich Edies Leben vor ihrer Ankunft in New York auf eine zweiminütige Eingangsszene in Cambridge beschränkt und geht soweit, dass Edies Leben nach Warhol, einschließlich ihres traurigen Endes, in einer Texttafel abgehandelt wird.
Warhol wiederum wird von Guy Pearce als psychischer Vampir gespielt, mit passend blasser Haut und toten Augen. Er schart Künstler um sich, kaputte Seelen, deren kreative Kraft er aussaugt und die er fallen lässt, wenn sie zu Grunde gehen. Während er damit reich wird, Konservendosen abzumalen, lässt er Edie das Essen bezahlen und beruft sich darauf, dass seine Filme kein Geld einspielen.
Nicht viel besser kommt Bob Dylan weg, dem der Film eine Beziehung zu Edie andichtet. Dass die Auflösung dieser fiktiven Romanze, und damit Dylan selbst zum großen Teil verantwortlich für Edies Absturz gemacht wird, brachte den Machern die Androhung einer Zivilklage ein. Somit ist Christensen, der seine Imitation auf ein leichtes Nuscheln beschränkt, in der glorreichen Rolle Musiker” zu sehen.

Die Geschichte über Aufstieg und Fall der jungen Frau bleibt oberflächlich und wirkt durch das Overacting und die stilistische Unsicherheit stellenweise wie ein Oliver-Stone-Film ohne Budget.
Edie Sedgwick hätte etwas Besseres verdient.

Felix Flex” Dencker