Originaltitel: Evan Almighty
USA, 2007
Kinostart: 09.08.2007

Nach Bruce die Sintflut

Gott muss sich zu Tode langweilen. Ständig sucht er sich Menschen, um sie mit der Nase in ihre eigenen Häufchen zu stupsen und ihnen nonchalant dabei zuzusehen, wie sie sich bei seinen Spielchen abrackern.
Diesmal erwischt es Evan Baxter (Steve Carell), den unsympathischen Nachrichtensprecher aus Bruce Allmächtig. Evan ist in der Zwischenzeit nicht nur sympathisch, sondern auch Politiker geworden. Als Kongressabgeordneter hat er sich vorgenommen - und seinen Wählern versprochen - die Welt zu verändern. Mit seinem gigantischen Haus inmitten eines frisch betonierten Wohngebietes und seinem fast ebenso gigantischen Auto tut er auf amerikanische Art sein Bestes, dieses Versprechen in die Tat umzusetzen. Doch Gott gibt sich mit verpesteter Luft und zerstörten Auen nicht zufrieden, und so erteilt er dem verdutzten Evan einen Auftrag: er soll eine Arche bauen.

175 Millionen Dollar kostete die Umsetzung der Geschichte, die sich Steve Oedekerk, Joel Cohen und Alec Sokolov gemeinsam zusammengesponnen haben. Vielleicht wäre für 180 Mio. sogar etwas Anständiges herausgekommen, so jedoch reicht es nicht mal für gute Gags. Mit untrüglichem Gespür jagt ein Blindgänger den nächsten, lahmer Wortwitz reicht sich die Hand mit unsäglichem Slapstick. Wenn Carell zum dritten Mal ein Holzbalken auf den Fuß knallt, wünscht man sich glatt, Oedekerk werde wieder Filme über Daumen schreiben. Die Prämisse, dass jemand als Irrer verlacht wird, dem Tiere nicht nur auf geradezu magische Weise aus der ganzen Welt zulaufen und -fliegen, sondern auch beim Bauen helfen, ist schon schwer genug zu akzeptieren. Dass sich all dies am Ende als ebenso überflüssig entpuppt wie der weiße Bart und die Kutte, die für etwa 70% der Möchtegern-Scherze zuständig sind, ist wirklich ärgerlich. Der gesamte Film wird durch die sogenannte Pointe ad absurdum geführt, so dass der Zuschauer kaum umher kann, als sich der gerade abgesessenen Zeit bestohlen zu fühlen. Der Film gibt vor, ein charakterbetontes Rührstück über den Wert der Familie zu sein, garniert mit christlicher Moral. Dabei ist er nicht nur so witzig wie Die Passion Christi, auch die ach so hoch gehaltenen Werte werden mit Füßen getreten. Keine der unrealistisch konzipierten Figuren macht eine echte Entwicklung durch, nicht einmal Evan. Von Anfang an versucht er, sich gegen sein Schicksal zu wehren, bis er schließlich niedergeschlagen akzeptiert, dass er gegen Gottes Willen nicht ankommt. Das hat nichts mit Läuterung zu tun, sondern gleicht eher einem verlorenen Wettbewerb im Weitpinkeln.
Auch der im Gegensatz zu Evan tatsächlich Allmächtige kommt nicht gut weg. Niemand hört auf ihn, bis er den Leuten mit billigen Taschenspielertricks handfeste Beweise für seine Existenz - und seine Unnachgiebigkeit - liefert. Was dies mit Glauben zu tun haben soll, wissen wohl nicht mal die zahllosen Menschen, die bei seiner im letzten Akt dargebotenen Demonstration ersaufen.

Man kann darüber streiten, ob ein Film ohne Humor als Komödie durchgeht oder eine Geschichte über eine Sintflut als Familienunterhaltung. Aber ein Film, der weder Spaß macht noch zum Denken anregt und sich schließlich mit riesigem Getöse in die absolute Banalität katapultiert, bietet ohnehin keinerlei Grund, eine Kinokarte zu lösen.

Felix Flex” Dencker