USA, 2013
Kinostart: 15.08.2013
The more things change, the more they stay the same
Im Jahr 2159 hat sich in den USA wenig zum Guten verändert. Die Polizei ist angriffslustig wie eh und je, die Reichen sind immer noch oben, die Armen immer noch unten. Nur, dass “oben” inzwischen sehr viel wörtlicher zu verstehen ist. Die, die es sich leisten können, leben im Paradies auf der Raumstation Elysium; der Rest vegetiert auf den Überresten der Erde dahin.
Als Arbeiter Matt Damon ohne eigenes Verschulden todkrank wird und niemand die Rechnung bezahlt, sieht er nur eine Chance: einen Instant-Heilungsautomaten, wie es sie auf Elysium in jedem Haushalt gibt und auf der Erde nirgends. Doch Elysiums Sicherheitsministerin Jodie Foster setzt Alles daran, den Pöbel fern zu halten.
Neill Blomkamp inszeniert die unverhohlene Metapher für die amerikanische Gesundheitspolitik, in der die Debatte, ob die Bürger eine Krankenversicherung haben sollten, mit harten Bandagen ausgefochten wird.
In den USA mag dies den Nerv der Zeit treffen, doch hierzulande geht die Moral von der Geschicht ein wenig baden, da der Konflikt völlig überzogen wirkt. Somit muss der Film alleine als Actionthriller überzeugen, und dafür reicht es leider nicht.
Einige Science-Fiction-Elemente, wie das metallische Exoskelett, das Damon angeschraubt wird, wirken vielversprechend, machen die Prügeleien und Schießereien aber nicht origineller. Nicht, dass es einen großen Unterschied gemacht hätte, denn wenn die Action losgeht, wird die Kameraführung so wackelig, dass Überblick und Stimmung gleichermaßen flöten gehen.
Blomkamp gibt den Sequenzen auf der Erde dieselbe Staubigkeit wie seinem Debut District 9, was für eine realistische, wenn auch nicht aufregende Optik sorgt. Elysium ist wenig originell im Stepford-Design gehalten, mit makellosen Menschen, die sich durch makellose Anwesen bewegen.
Auch die Hauptfiguren bleiben archetypisch. Ministerin Foster ist in ihrer Verachtung armer Leute comichaft unnachgiebig, genau wie William Fichtner, der in der Rolle eines mächtigen Konzernchefs seine Untergebenen zurechtweist, nicht in seine Richtung zu atmen. Matt Damons Rolle besteht größtenteils darin, grimmig dreinzublicken und erlaubt zu wenige menschliche Momente, um eine emotionale Verbindung zum Zuschauer aufzubauen.
Lediglich Sharlto Copley fällt positiv aus dem Rahmen. Seine Figur des psychotischen Söldners mag nicht realistischer gezeichnet sein als die anderen, bringt jedoch einen Hauch von Unberechenbarkeit ins recht vorhersehbare Treiben.
Elysium ist in guter Science-Fiction-Tradition ein etwas übersteigertes Spiegelbild der heutigen Gesellschaft. Genauer gesagt der heutigen amerikanischen Gesellschaft, die sich zunehmend in eine unbegreifliche Richtung entwickelt.
Für nicht-Amerikaner bleibt ein etwas zäher Actionfilm mit einigen guten Ideen, aber zu viel Wackelkamera und zu wenig Spannung.
Felix “Flex” Dencker