Originaltitel: Easy A
USA, 2010
Kinostart: 11.11.2010
Gefährliche Lügschaften
Um sich auf ein Märchen einlassen zu können, muss man die Realität suspendieren und die eigene Logik der Märchenwelt akzeptieren.
Man stelle sich zum Beispiel vor, die rauhstimmige, geistreiche, abgebrühte Emma Stone sei ein unsicherer Teenager.
Das fällt schon schwer, aber es kommt noch dicker: Man stelle sich weiterhin vor, sie sei ein Mauerblümchen an einer Highschool, an der niemand Sex hat. Wer diese bizarren Prämissen akzeptieren kann, für den wird in Easy A der Spaß einfach zu haben sein.
Olive Penderghast ist ein unsicherer und für ihr Umfeld unsichtbarer Teenager, der durch eine unvorsichtige Lüge zum Schulgespräch avanciert: Sie behauptet, sie hätte Sex gehabt. Seltsamerweise ist dies ein an der kalifornischen High School unerhörter Vorgang (der Film spielt übrigens nicht in den 50ern).
Als Olive ihren Ruf nutzt, um ihren Außenseitermitschülern zu einer besseren Reputation zu verhelfen, beschließt eine fundamentalistische Baptistengruppe ihren Untergang und stellt sie an den Pranger, ganz wie in der Schulpflichtlektüre Der Scharlachrote Buchstabe von Nathaniel Hawthorne. Dass ein Klassiker für das Highschool-Mileu aufbereitet wird, kennt man bereits aus Clueless, der amüsanten Adaption des Jane-Austen-Romans Stolz und Vorurteil. Diesem Vorbild wird Einfach zu haben mit seinem Wortwitz, seiner hinreißenden Hauptdarstellern und den exzellenten Nebendarstellern wie beispielsweise Thomas Haden Church, Patricia Clarkson, Lisa Kudrow, Malcolm McDowell and Stanley Tucci durchaus gerecht. Über seine gesamte Laufzeit macht der Film eine Menge Spaß und bleibt dabei äußerst familienfreundlich und brav für eine Komödie über Sex - denn wirklichen Geschlechtsverkehr hat hier niemand.
Diese sterile Kunstwelt und die Tatsache, dass im Finale die Konflikte ungelöst über Bord geschmissen werden, lassen Einfach zu haben im Vergleich zu den existentialistischen Teenager-Komödien der 80er Jahre wie The Breakfast Club, Ferris Bueller’s Day Off und Say Anything, die laufend zitiert werden, oder auch zum grandiosen Juno, der sich ehrlich und humorvoll mit dem Thema Teenagerschwangerschaft auseinandersetzt, ein wenig unterkomplex und seelenlos erscheinen.
Aber auch wenn der ganz große Wurf nicht gelungen ist, ist Einfach zu haben für amüsante 90 Minuten gut und vielleicht der längst fällige Kickstart für die Karriere der charmanten Emma Stone.
Sven Ole ‘Leisure Lorence’ Lorenzen