Originaltitel: Leatherheads
USA, 2008
Kinostart: 05.06.2008

Der Ball ist eierig, das Spiel dauert ne Stunde. Oder so.

In den Roaring Twenties” galt der professionelle Football als Gossenereignis auf dem Niveau von Kirmesboxen, während die Collegemannschaften mit ihren Spielen Stadien füllten. Als die letzten Geldgeber abspringen, scheinen die Tage des Footballveteranen Dodge entgültig gezählt. Mit dem Mut dessen, der nichts zu verlieren hat, gelingt ihm ein genialer Coup: Er kann Carter Rutherford, den Superstar des College Football, für seine Mannschaft gewinnen und damit einen Publikumsmagneten. Auf dessen verdächtig glorreichen Kriegsheldenstatus wird wiederum die Karla Kolummna der Chicago Tribune angesetzt: Lexy Littleton reist mit der Mannschaft durch die USA und versucht, der Wahrheit mit den Waffen der Frau auf die Spur zu kommen. Als ihr sowohl Dodge als auch Carter verfallen, sind Irrungen und Wirrungen vorprogrammiert.

Nach seinen anspruchsvollen Werken Confessions of a Dangerous Mind und Good Night, and Good Luck nimmt George Clooney in seiner dritten Regiearbeit die Leichtigkeit der Screwballkomödien der Dreißiger ins Visier. Über die dafür benötigten Zutaten, ein pfiffiges Drehbuch, leichthändige Inszenierung, gutaufgelegte Darsteller und einen beschwingten Ragtimesoundtrack der Komponistenlegende Randy Newman (mit einem kleinen, feinen Cameo im Film) verfügt er zwar, doch leider ist das Ergebnis nur die Summe dieser Teile und kein harmonisches Ganzes.
Zum Beispiel muss man dem Film ankreiden, dass ihm zum Ende der Schwung des launigen Beginns abhanden kommt, da das Drehbuch eine Kapriole mehr schlägt, als dem Film gut tut. So wird Dodges Bluff, dass er den Publikumsmagneten mit Geld einkauft, das er garnicht hat, wie auch die Tragik hinter diesem Mann, der einem Sport auf die Beine hilft, der voraussichtlich keinen Platz mehr für Männer wie ihn haben wird, zugunsten zweier Subplots vernachlässigt, nämlich das Liebesdreieck der Protagonisten und die Verschwörung um das vermeintliche Kriegsheldentum. Vor allem letztere Verstrickung, die wohl eigentlich als en passant eingestreute Medienkritik fungieren soll, dominiert über weite Strecken, so dass dem Finale, wenn es auf einmal wieder ein wenig um Football und seine Faszination geht, viel von seiner möglichen Wucht genommen wird.

Langweilen wird Leatherheads niemand. Viel Komik schägt Clooney zum Beispiel daraus, dass er sein grotesk schönes Gesicht immer wieder in vermeintlich unpassende Situationen bringt, wenn er zum Beispiel einen roten Damenlippenstift trägt oder sich im Schlamm um einen Football rangelt. Auch John Krasinskials schlichter aber gutherziger Sportsmann macht ebenfalls eine gute Figur, nur René Zellweger ist mal wieder eine bizarre Erscheinung ohne einen Funken Charme. Als nostalgische Hommage an die Screwballkomödien macht der Film sicherlich Spaß, doch für den ganz großen Wurf reicht es leider nicht.

Sven Ole Leisure Lorence’ Lorenzen.