Originaltitel: Drillbit Taylor
USA, 2008
Kinostart: 15.05.2008

Superbad

Nachdem die Gebrüder Farrelly ihren Superstar-Status gegen schleichende Obskurität eingetauscht hatten, war es an Judd Apatow und seinem Gefolge, dem Kino vordergründig dumpfbackige, bei genauerem Hinsehen jedoch gefühlvolle und einfallsreiche Komödien zu bescheren. Jungfrau (40), männlich, sucht, Ricky Bobby, Walk Hard, Superbad… wo Apatow” drauf stand, da konnte man bedenkenlos eine Kinokarte lösen. Bis jetzt.

Ein Dicker (Troy Gentile) und ein Dünner (Nate Hartley) geraten an ihrem ersten Tag an der High School ins Fadenkreuz eines debilen 18jährigen (Alex Frost), als Der Dünne einem Übergeek (David Dorfman) zur Hilfe eilt. Da sie sich nicht zu wehren wissen und Der Debile zunehmend gewalttätig wird, engagieren sie einen Bodyguard.

Eine beknackte Grundidee muss nichts schlechtes sein, das hat Apatow schon mehrfach bewiesen. Hier jedoch produzierte er lediglich und überließ das Ruder Steven Brill, der die weltweiten Leinwände zuletzt mit der Atomgurke Trouble ohne Paddel besudelte. Das Ergebnis ist nicht ganz so desaströs wie der deutsche Titel suggeriert, doch für eine Existenzberechtigung reicht es trotzdem nicht.
Das Drehbuch von Beavis&Butthead-Autor Kristofor Brown und Apatow-Stammkollege Seth Rogen ist eine reizlose Malen-nach-Zahlen-Geschichte ohne einen Hauch von Cleverness. Wie so viele Underdog-Komödien übertreibt sich auch Ein Mann für alle Unfälle mit seiner extremen Darstellung der Bösewichter in eine Ecke, aus der er nur mittels noch hanebüchener Übertreibungen wieder herauskommt. Damit das Gute siegen kann, muss im Finale einer der Jungs spontan Boxen lernen und jemand anders einen Finger verlieren, und weder das eine noch das andere gelingt überzeugend oder witzig. Die Schauspieler retten leider auch nichts. Troy Gentile ist mit seinem Gerappe in der Originalversion vielleicht witzig, in der Synchronfassung jedoch die meiste Zeit nervig. Nate Hartley kann sich in einigen ernsteren Szenen das Grinsen kaum verkneifen, und der manisch dreinblickende David Dorfman - in The Ring perfekt besetzt - wirkt furchteinflößender als Bösewicht Alex Frost. Bleibt noch Owen Wilson, der sicherlich einige Leute zu einem Kinoabend verleiten wird. Hier jedoch spielt er derart unmotiviert, als sei er ans falsche Filmset gefahren und drehe seine Szenen nur aus Höflichkeit zu Ende.

Mit Ein Mann für alle Unfälle hat Judd Apatow seinen ersten Aussetzer produziert. Bleibt nur zu hoffen, dass der Film die berühmte Ausnahme von der Regel markiert und nicht den Anfang vom Ende. Bis dahin sollte der geneigte Fan lieber nochmal die Superbad-Dvd in den Player schieben und sich die gleiche Geschichte in witzig ansehen.

Felix Flex” Dencker