Kinostart: 12.06.2008
Im April 2008 bricht in Glasgow ein tödliches Virus aus, das die Bevölkerung im Eilzugstempo dahinrafft. Die britische Regierung errichtet daraufhin kurzerhand eine gigantische Schutzmauer um Schottland, um die infizierten Bewohner komplett von der Außenwelt abzuschneiden und so eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Ein großer Teil der britischen Insel wird damit zur toten Zone.
2035 kehrt das Reaper-Virus zurück, diesmal in London. Der britische Premierminister John Hatcher (Alexander Siddig) schickt daraufhin eine Sondereinheit nach Glasgow, um dort ein Heilmittel zu finden. Zuvor hatte man dort nämlich stillschweigend Überlebende entdeckt. Unter der Führung von Major Eden Sinclair (Rhona Mitra) soll das Team den Virenspezialisten Kane (Malcom McDowell) ausfindig machen, dem am ehesten zugetraut wird, ein Gegenmittel hergestellt zu haben. Doch was die Truppe erwartet, ist das blanke Chaos in der Gestalt von kannibalischen Punks und mordlüsternen Rittern.
Mit The Descent brachte Regisseur Neil Marshall 2005 ein echtes Sahnestück an Horrorfilm in die Kinos. Mit einfachsten Mitteln schuf er ein hochspannendes und kompromissloses Genrewerk, das in Fankreisen schnell Kultstatus erlangte. Bei Doomsday gab man dem Briten beachtliche 30 Millionen Dollar in die Hände. Was dabei herauskam, ist zwar ebenso kompromisslos wie sein Vorgänger, jedoch selten spannend und ohne erkennbaren Handlungsfaden.
Marshall bedient sich ausgiebig im Fundus artverwandter Produktionen wie Die Klapperschlange und Mad Max, mixt ein wenig 28 Weeks Later dazu und schreckt auch nicht vor einem kurzzeitigen Ausflug in mittelalterlich anmutende Gefilde zurück. Originalität sucht man bei all den verwendeten Zutaten vergeblich, Ähnliches oder gar Gleiches war bereits unzählige Male besser auf der Leinwand zu bewundern.
Zudem gewinnt man recht schnell den Eindruck, das Drehbuch sei ohnehin nur dazu da, einen Vorwand für Marshall zu liefern, sich den filmischen Vorbildern gemäß auszutoben. Die Logik bleibt dabei ebenso auf der Strecke wie die Entwicklung der Charaktere, die allesamt wie bloße Abziehbilder bekannter Filmfiguren wirken. Rhona Mitra etwa darf einen weiblichen Snake Plissken mit Anleihen an Resident Evils Alice zum Besten geben. Craig Conway, der dem Begriff “Overacting” eine neue Dimension verleiht, könnte dagegen gut und gern Tina Turners Donnerkuppel aus Mad Max 3 entstiegen sein.
Was dem Streifen an eigener Identität fehlt, versucht er durch unzählige Splattereinlagen wieder wett zu machen. Dass diese saftig realisiert wurden, wird Fans härterer Filmkost zwar freuen. In ihrer tumben Vordergründigkeit sind die Effekte aber spätestens nach der ersten Spielhälfte genau so nervig wie die furchtbar schlecht koreographierten Kampfszenen.
Bob Hoskins als väterlicher Freund Edens und David O’Hara als dubioser Berater des Premierministers verhelfen Doomsday wenigstens zu ein klein wenig schauspielerischer Klasse. Rhona Mitra besitzt zwar durchaus Sexappeal, um einen Film zu tragen reicht das aber ganz offensichtlich noch lange nicht. Altmeister Malcom McDowell stellt eine einzige Enttäuschung dar. Vielleicht spielte er ja deshalb so lustlos, weil ihm während des Drehs die himmelschreiende Unnötigkeit seines Leinwandcharakters klar wurde.
Fazit: Ein trashiges, ultrahartes Hochgeschindigkeitsspektakel ohne Sinn und Verstand. Dann lieber doch noch mal The Descent auf Dvd.
Michael “Eminence” Reisner