Originaltitel: The Other Boleyn Girl
USA, 2008
Kinostart: 06.03.2008
Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Wo kommt sie her, diese plötzliche Besessenheit von den Königinnen Elizabeth? Erst brillierte Cate Blanchett als Elizabeth die Erste in Elizabeth, dann Helen Mirren in Die Queen als Elizabeth die Zweite, nachdem sie in einem Tv-Zweiteiler Elizabeth die Erste gespielt hatte. Danach war wieder Cate Blanchett dran, im zweiten Film über Elizabeth die Erste.
Nun ist Natalie Portman an der Reihe und spielt sozusagen Elizabeth die Nullte, nämlich Anne Boleyn, die Mutter Elizabeths der Ersten.
Im Gegensatz zum Originaltitel ist in der deutschen Fassung jedoch ihre Schwester Mary die Titelfigur, die zu Beginn des Films einen Kaufmann heiratet. Die undefiniert durchtriebene Anne soll nun auf Geheiß von Eltern und Onkel den verheirateten, jedoch kinderlosen König becircen, um der Familie Macht und Einfluss zu verschaffen. Das gelingt auch nicht schlecht, doch dann fällt der König vom Pferd und verkuckt sich in Mary. Während Anne nach Paris verschifft wird, um am Hofe der Königin von Frankreich die Kunst des Intrigierens zu lernen, macht Mary es sich im Privatgemach des Königs bequem und wird auch prompt schwanger. Da ihr die Schwangerschaft jedoch die Kräfte raubt, verliert der König langsam den Gefallen an ihr, also wird Anne aus der Verbannung geholt und löst ihre Schwester ab.
So spinnen sich die Bande hin und her, immer weiter, eine Seifenoper mit aufwändigen Kostümen. Natalie Portman und Scarlett Johansson bieten den erwarteten Schauwert, doch vor allem Portmann kämpft sichtlich damit, ihrer Figur eine emotional glaubwürdige Erdung zu geben. Eric Bana als dünner Henry Viii. blickt zwar immer schön düster und gedankenschwer drein, gibt sich dabei aber permanent den Launen aller um ihn herum hin und greift einfach immer mal wieder blind nach vorne, sobald man ihm ein Mädchen vorsetzt.
Dass Regisseur Justin Chadwick zuvor Fernsehkost inszenierte, verwundert nicht, denn abgesehen von vereinzelten, visuell überzogenen Protz-Aufnahmen wusste er offensichtlich wenig mit dem Material anzufangen. Die Dramatik der Geschichte ist an sich schwer zu leugnen, doch Chadwick bringt nur gähnende, hübsch ausgeleuchtete Leere auf die Leinwand. Auch das überrascht nicht bei einem Film, in dem es die gesamten 115 Minuten eigentlich nur um Sex geht, der dabei aber so keusch bleibt wie eine Nonne in Einzelhaft.
Dann doch lieber gleich Elizabeth.
Felix “Flex Dencker