Originaltitel: Reign Over Me
USA, 2007
Kinostart: 16.08.2007
Das Leben des Zahnarztes Alan Johnson (Don Cheadle) scheint mit einer bildhübschen Ehefrau (Jada Pinkett Smith), zwei wohlgeratenen Kindern und einer florierenden Praxis perfekt. Doch in Wahrheit fühlt sich der attraktive Mitvierziger eingeengt, die Last der Verantwortung überfordert ihn zusehends. Eines Tages trifft Alan zufällig auf seinen alten Collegefreund Charlie Fineman (Adam Sandler), der im Zuge der Terroranschläge vom 11. September 2001 seine Familie verloren hat. Der gebrochene Mann fristet ein freudloses, von der Umwelt abgeschottetes Dasein und verdrängt den schrecklichen Verlust mit vorgetäuschter Amnesie. Alan entschließt sich, ihm wieder auf die Beine zu helfen und realisiert bald, dass er selbst mindestens ebenso sehr einen echten Freund braucht wie der arme Charlie.
Dass Don Cheadle (Hotel Ruanda, Ocean’s 11-13) eine Klasse für sich ist, sollte ja mittlerweile kein Geheimnis mehr sein. Auch hier beweist er sein Können und überzeugt sowohl in den humoristischen als auch in den leisen, dramatischen Momenten mit seinem einfühlsamen Spiel. Dass jedoch exakt dasselbe über Komödienspezialist Adam Sandler zu sagen ist, überrascht dann doch weitaus mehr. Zwar hat dieser auch schon in Punch-Drunk Love oder auch Spanglish bewiesen, dass nebem kindlichem Humorverständnis auch noch schauspielerisches Talent in ihm schlummert, doch mit Die Liebe in dir gibt er eine Talentprobe ab, die ihm in dieser Form nicht zuzutrauen war. So meistert er die schwierige Klaviatur, die komplexe Gefühlswelt seiner hochgradig tragischen Filmfigur glaubhaft und dabei völlig klischeefrei dem Publikum näherzubringen mit Bravour und zeigt die mit weitem Abstand beste Leistung seiner bisherigen Karriere. Dazu kommen noch erstklassige Darsteller wie die erwähnte Jada Pinkett Smith, Liv Tyler als junge Psychiaterin, Saffron Burrows als aufdringliche Zahnarztpatientin und der unverwüstliche Donald Sutherland als gutherziger Richter.
Doch was wäre das beste Ensemble ohne ein adäquates Drehbuch? Und auch bei der Inszenierung desselben kann bekanntlich eine Menge schief gehen. Beides lag bei Die Liebe in mir in den Händen von Mike Binder, der mit seinen bisherigen Arbeiten (u.a. An deiner Schulter und Man About Town) kaum einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen konnte. Doch auch hier darf von einer handfesten positiven Überraschung gesprochen werden. Das Drehbuch ist angenehm unsentimental und weiß dennoch zu berühren, die schwierige Balance zwischen Humor und Tragik wird - scheinbar mühelos - aufrechterhalten. Die Inszenierung ist ebenso rund ausgefallen, Kameramann zeigt Russ T. Alsobrook zeigt ein untrügliches Gespür für stimmige Bildkompositionen, und der Soundtrack ist ein Geniestreich.
Fazit: Tragisch, komisch, ergreifend: Die Liebe in mir gehört zum Besten was dieses Kinojahr bislang zu bieten hatte.
Michael “Eminence” Reisner