Originaltitel: Beowulf USA, 2007 Kinostart: 15.11.2007
Der alternde König Hrothgar hat nicht nur mit der Zurückweisung seiner bildhübschen Ehefrau Wealthow sondern auch und vor allem mit dem Monster Grendel zu kämpfen, das bei einem nächtlichen Angriff einen Großteil seiner Untertanen ausradiert hat. Zum Glück erscheint alsbald der mächtige Krieger Beowulf auf der Bildfläche, der des Königs Feind überraschend schnell den Gar ausmacht. Dies lenkt den Zorn von Grendels verführerischer Mutter auf den mutigen Helden, und ein unglaubliches Abenteuer nimmt seinen Lauf.
Mit Die Legende von Beowulf wird das berühmte angelsächsische Heldengedicht Beowulf, dessen Entstehung in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts vermutet wird, nicht zum ersten Mal mit einer Verfilmung bedacht. 1999 schlüpfte Christopher Lambert mehr schlecht als recht in die Rolle des sagenumwobenen Kämpfers, 2005 tat es ihm 300-Star Gerard Butler in Beowulf & Grendel von Sturla Gunnarsson gleich. Nun nahm sich Regisseur Robert Zemeckis des Themas an und realisierte den epischen Stoff mit der aus Der Polarexpress bekannten Performance-Capture-Technik, bei der reale Schauspieler mit unzähligen digitalen Sensoren in enge Lycra-Trikots gezwängt werden, um ihre Darstellungen möglichst originalgetreu in animierter Form auf die Leinwand zu bringen. Zudem wurde der Film komplett in 3D produziert, was im Endeffekt auch der einzige trifftige Grund sein sollte, sich den überwiegend müden Abenteuerstreifen überhaupt anzutun.
Die digitale 3D-Projektionstechnik sorgt nämlich für eine Vielzahl an Augenöffnern, wobei vor allem der gegen Ende angesiedelte Kampf Beowulfs gegen einen Drachen als visuelles Highlight erwähnt sei. Dazwischen sind einige bekannte Schauspieler in animierter Form auf der Leinwand zu begutachten. Manche davon sind ausgezeichnet animiert (Anthony Hopkins als König Hrothgar, Brendan Gleeson als treuer Weggefährte Wiglaf und natürlich sexy Hexi Angelina Jolie), andere sehen eher wie die nicht-oger’sche Fiona aus Shrek aus (Robin Wright Penn als Königin Wealthow, Alison Lohman als Mätresse). Allen gemeinsam ist jedoch, dass es ihnen nicht gelingt, auch nur im geringsten so etwas wie echte Emotionen zu transportieren. Ob solche dem Publikum nicht ohnehin egal gewesen wären, ist reine Spekulation. Weil der Film jedoch praktisch über keinen einzigen Sympathieträger verfügt, liegt eine solche Vermutung jedoch nahe.
Ansonsten bleiben noch so einige, unfreiwilllig komische Seltsamkeiten im Gedächtnis: So scheuten sich die Macher zwar einerseits nicht vor brutalen, durchaus auch blutigen Szenen. Andererseits verkommt der Kampf des nackten Beowulf gegen Grendel mit seinem Wie-versteck-ich-denn-nun-den-Heldenschniedel-am-besten-Marathon zu einer lachhaften Austin Powers-Hommage. Darüber hinaus ist sich Zemeckis in seiner Inszenierung natürlich auch nie zu schade, aus dem vollen Pathostopf zu schöpfen, was in Verbindung mit den klischeehaften Dialogen und dem aufdringlichen Score Alan Silvestris mehr als ein Mal zum Ärgernis wird.
Fazit: Wer sich dafür interessiert, wie Kino in ein paar Jahren aussehen könnte, sollte sich Die Legende von Beowulf in 3D ansehen, um einen optisch ansprechenden Vorgeschmack zu bekommen. Ansonsten wüsste ich nicht, was den Kauf einer Kinokarte rechtfertigen sollte.
Michael “Eminence” Reisner