Originaltitel: Fred Claus
USA, 2007
Kinostart: 29.11.2007
Claus und Claus
Vor langer, langer Zeit an einem weit entfernten Ort wurde ein Junge namens Nicholas geboren, der so lieb und perfekt und zuvorkommend zu allen Menschen war, dass er heilig gesprochen wurde.
Von Anfang an in dessen Schatten stand sein großer Bruder, der nun in Chicago lebt und als Gerichtsvollzieher die Geschenke einsammelt, die sein Bruder zuvor herangeschleppt hat.
Wie uns das ermüdend lange und zumindest in der deutschen Fassung reichlich uninspirierte Voice-over nämlich erklärt, wurden sämtliche Mitglieder der Claus-Familie unsterblich, als Nicholas heilig gesprochen wurde. Eine Beschäftigung mit dem Fluch ewigen Lebens gibt es nicht, denn nach der Einleitung dauert es ungefähr eine Minute bis die angebliche Unsterblichkeit für ein maues Witzchen ausgehebelt wird.
Stattdessen wagt mit Fred Claus ein weiterer Film einen Blick hinter die Kulissen von Santas Geschenkfabrik, um sämtliche Magie aus dem Weihnachtsfest zu saugen und das entstandene Loch mit kitschigen Bildern und säuselnder Geigenmusik aufzufüllen. Nachdem Robert Zemeckis dem fröhlichen Treiben mit seinem Polarexpress eine faschistische Note gab, verwandelt Hochzeits-Crasher-Regisseur David Dobkin das Weihnachtsfest in ein Wirtschaftsunternehmen.
Der Humor bleibt entsprechend auf der Strecke. Vince Vaughn, der sich in diversen Komödien als Nebendarsteller bewährt hat, spielt hier die erste Geige und plappert wie gewohnt ohne Unterlass. Leider ist er eine eher nervige Figur und kann somit kaum Sympathie verbuchen. Die eigentliche Zielgruppe des Films, die Kinder, wird den zynischen, hektischen Humor ohnehin nicht verstehen - genauso wenig wie das Konzept des Wirtschaftskonglomerats, das Weihnachten veranstaltet - und lediglich über einige der Boioioing-Geräusche kichern, mit denen die Prügeleien unterlegt wurden, um harmloser zu wirken. Wie pädagogisch wertvoll das ist, mögen die geneigten Eltern beurteilen.
Erwachsene haben ebenfalls nicht viel zu lachen. Einige im Ansatz nette Ideen, wie die Selbsthilfegruppe für unbekannte Promibrüder oder das Superman-Cape für Kevin Spacey, werden endlos in die Länge gezogen, bis das letzte Quentchen Witz verpufft ist und man sich nur noch fragen kann, wer dieses Drehbuch abgesegnet hat. Ob Santa als Gegenpol zum zynischen Fred für Humor und gute Stimmung sorgen sollte, darüber kann man nur spekulieren. Paul Giammati wirkt jedoch permanent so deprimiert, als sei er kurz vor dem nächsten Selbstmordversuch und versprüht damit in etwa so viel Magie wie ein betrunkener Onkel, der an Heiligabend in den schiefen Bart seines Weihnachtsmannkostüms göbelt.
Mit Rachel Weisz, Kevin Spacey und Kathy Bates wurden drei Oscargewinner in Nebenrollen besetzt, und die nirgends vorhandene Spielfreude weckt schon Erinnerungen an die Filme von Uwe Boll. Vor allem Weisz litt offensichtlich unter der nicht vorhandenen Chemie mit Vaughn, so dass man bei ihrem verkrampften Lächeln schon fast Mitleid mit ihr bekommt - die einzige weihnachtliche Emotion, die der Film herauf zu beschwören vermag.
So schickt sich 2007 an, als weiteres Jahr ohne guten Weihnachtsfilm vorüber zu ziehen. Fred Claus jedenfalls sei denjenigen Kindern vorbehalten, die in diesem Jahr ganz besonders böse waren.
Felix “Flex” Dencker