USA, 2013
Kinostart: 07.03.2013
1939 versetzte Victor Flemings Der Zauberer von Oz sein Publikum ins Staunen. Nachdem die erste halbe Stunde in gewohntem Schwarz/Weiß gehalten war, reiste die kleine Dorothy ins wunderbare Land, wo sie und das Publikum von einem Ozean an Technicolor überschwemmt wurden.
2013 versucht Sam Raimi mit Die Fantastische Welt von Oz denselben Trick und erreicht damit etwas anderes: Befremdung.
Unfähige Projektionisten sind heutzutage deutlich weiter verbreitet als Big-Budget-Schwarz/Weiß-Filme, daher wurde das Pressepublikum entsprechend gewarnt: “Der Anfang ist Schwarz/Weiß und 4:3, das gehört so.”
Dumm nur, wenn das zahlende Publikum ohne diese Warnung ins Kino geschickt wird, denn es wäre schade, wenn dies die Stimmung für den gelungenen Hauptteil versauen würde.
Kommt der spätere Titelheld in der Wunderwelt an, erlaubt das pralle Budget Regisseur Raimi, aus dem Vollen zu schöpfen. Einige der CGI-Effekte mögen Geschmackssache sein, darunter ein fliegender Affe, dem die Menschen beim Reden immer auf die Stirn zu sehen scheinen. Doch die Umgebungen sind hübsch gemacht, wie die Smaragdstadt, die standesgemäß prächtiger daherkommt, als es 1939 möglich war.
Das Erleben der Fantasywelt sollte angehenden Zuschauern denn auch wichtiger sein als die Geschichte über den möchtegern-Magier, der sich mithilfe von Tricks als Zauberer im Kampf gegen echte Hexen beweisen muss. Diese ist auch nach dem unglücklichen Anfang nie ganz so wichtig wie die Umgebung, in der sie passiert.
Sam Raimi schafft mit seinem Preq uel des Fantasy-Klassikers den Spagat zwischen Alt und Neu, zwischen Hommage an die Vorlage und ihre Zeit und zeitgemäßem Spektakel. Mit einer Prise Humor überspielt er die inhaltlichen Ebben und bringt fast nebenbei auch noch einige charmante Huldigungen an die Magie unter, die wir in unserer Welt als selbstverständlich abhaken.
Wer mit einem Mangel an Gesang oder erzählerischer Originalität leben kann, darf dies als Empfehlung verstehen.
Felix “Flex” Dencker