The Taking of Pelham 1 2 3
USA, 2009
Kinostart: 13.08.2009
Inside Man
361 Wörter.
“Chewing the scenery” nennen die Amerikaner das, was im Teutonischen Overacten genannt wird, Herumkauen an der Szenerie. Im neuen Film von Tony Scott verspeist John Travolta genussvoll einen großen Teil New York Citys.
Gemeinsam mit einigen austauschbaren Waffenträgern (darunter ein völlig verschwendeter Luis Guzmán) bemächtigt er sich einer U-Bahn, nimmt die 19 Passagiere als Geiseln und erpresst die Stadt auf 10 Millionen Dollar. Ist das Geld nicht innerhalb von einer Stunde da, soll jede Minute eine Geisel getötet werden. Denzel Washington spielt den Fahrdienstleiter, mit dem Travolta über Funk in Kontakt tritt. Und es wäre ja kein Duell, hätte nicht auch er Dreck am Stecken.
255 Wörter.
Als spannender Thriller wurde die Geschichte bereits 1974 erzählt, mit Walter Matthau und Robert Shaw in den Hauptrollen. Nun kommt die Version für die “Hirn raus, Film rein”-Zielgruppe, und Regisseur Scott macht von der ersten Sekunde an klar, woher der Wind weht. Abgesehen von ein paar kurzen Kamerfahrten über die Skyline sieht man von New York praktisch nichts, der Film könnte auch in jeder anderen Stadt spielen. Zumindest in jeder anderen Stadt, deren U-Bahn-Überwachung auf einer Anzeigewand stattfindet, die die Besatzung des Raumschiffs Enterprise zu Neidestränen treiben würde. Aber überbordender Realismus stand auf der Prioritätenliste natürlich ganz unten, irgendwo zwischen Originalität und Subtilität. Ganz oben steht die Spannung, die Scott mit lauter Musik und schnellen Schnitten heraufbeschwört. Langweilig wird es auch tatsächlich nie, obwohl der 24-mäßige Countdown, der dem Zuschauer regelmäßig ins Gedächtnis rufen soll, dass die Uhr tickt, mit seiner melodramatischen Tonuntermalung eher unfreiwillig komisch als spannend wirkt. Selbiges gilt für diverse Sequenzen wie die, in der die Polizeikolonne mit dem Lösegeld nach und nach von Taxis und LKWs dezimiert wird, bis das letzte Auto schließlich im hohen Bogen auf einer anderen Straße landet. Einen gewissen Unterhaltungsfaktor kann man dem Film wirklich nicht absprechen.
54 Wörter.
Auf der Habenseite gibt es die Nebendarsteller John Turturro und James Gandolfini. Vor allem letzterer macht aus seiner Rolle als Bürgermeister mehr, als das Drehbuch ihm eigentlich zuschrieb. Die Chance, aus den Insassen der U-Bahn interessante Figuren zu machen, wurde wiederum vertan.
Strunzdumm, aber immerhin nicht langweilig. Im Sommer 2009 ist alles relativ.
Felix “Flex” Dencker