Deutschland, 2008
Kinostart: 11.09.2008
Good Bye, Hitler!

Lena ist eine resolute, lebenslustige Frau in den besten Jahren, die sich in letzten Kriegsmonaten ganz allein im zerbombten Hamburg über Wasser hält, da ihr Mann und ihr Sohn an der Front sind.
Zufällig läuft ihr der ein junger Marinesoldat über den Weg, den sie zu sich nach Haus nimmt.
Damit er nicht im Endkampf an der Heimatfront’ verheizt wird, beschließen sie, ihn in der Wohnung zu verstecken. Unter ständiger Angst vor neugierigen Nachbarn und Blockwärten entwickelt sich eine leidenschaftliche Affäre, deren Tage gezählt zu sein scheinen, als Deutschland schließlich kapituliert. Um ihr Glück noch ein wenig auszukosten, verschweigt Lena dem Soldaten das Kriegsende und verlängert so seine nervenaufreibende Isolation.

Das Reizvolle an dieser fiktiven Geschichtsschreibung, wie man sie aus Good Bye Lenin und Emir Kusturicas Meisterwerk Underground kennt, ist, dass sich der Was wäre, wenn …”-Frage nachgehen lässt. Sei es, dass wie in Good Bye Lenin die Ddr ein alternatives Ende findet, oder eben in Die Entdeckung der Currywurst das Matratzenfloß’, das sich die beiden Liebenden in der Wohnung bauen, die Möglichkeit eines sich der Welt Entziehens symbolisiert.
Wesentlich für Die Entdeckung der Currywurst ist daher das Kammerspiel der beiden Protagonisten, in dem Barbara Sukowa als die ihr Schicksal anpackende Lena eine deutlich dankbarere Rolle hat als der ständig wartende und sich aufreibende Alexander Khuon. Leider ist die Bedrohung, in der sich der Soldat befindet, in dieser Darstellung der Kriegsendzeit, in der unpolitische Hitlerschonimmerblödfinder den noch herrschenden Nazis Schülerstreiche spielen, nie wirklich spürbar. Die Rahmenhandlung aus Wirtschaftswunderdeutschland um die Entdeckung der Currywurst bringt vollends eine anekdotische Beschaulichkeit in den Film, die ihm nicht guttut.

So ist Die Entdeckung der Currywurst zwar weit entfernt von ärgerlicher Geschichtsverfälschung wie Der rote Baron, stellt aber eben auch keinen nennenswerten Beitrag zur Geschichtsepoche dar. Da er auch für einen Unterhaltungsfilm zu handlungsarm ist, stellt sich Frage, für welches Publikum er eigentlich gedacht ist.

Erwin Mutlanger