Originaltitel: The Three Musketeers
USA, Deutschland, 2011
Woher beziehen die nur diese hübschen Spielsachen?
Die Empörung unter den Literaten war groß. Paul W.S. Anderson, Regisseur epochalen Stumpfsinns wie Mortal Kombat oder Resident Evil, werde sich an einem Klassiker wie Die drei Musketiere vergehen? Nicht auszudenken. Dabei war Alexandre Dumas’ Abenteuerstoff bereits unzählige Male verfilmt worden, oft mit, gelinde gesagt, durchwachsenem Ergebnis. Doch Andersons Pläne weckten nachvollziehbare Ängste. Der Reiz seiner Filme war stets vor allem visueller Natur, dabei aber nie visionär. Seine aufgedrehte Regie ließ selten ein Feingefühl für Figuren oder Geschichte erkennen; pures Spektakel schien ihm stets wichtiger. Einen solchen Regisseur auf einen geliebten Stoff loszulassen, kann doch nicht gut gehen, oder etwa doch..?
Nun, nein.
Der in Deutschland gedrehte Film tut sein Bestes, um sein Publikum ins Staunen zu versetzen, und die Produktionswerte sind beachtlich. Drehorte wie Marienberg oder Würzburg funktionieren als Double für das Frankreich des 17. Jahrhunderts, und vor allem die computergenerierten Kameraflüge über die verschiedenen Handlungsorte wissen zu gefallen. Es gibt eine Menge Action, ein Liebesdrama am Königshof, und mit Orlando Bloom und Christoph Waltz zwei munter aufgelegte Nebendarsteller.
Leider sind die CGI-Szenen nicht nur die beeindruckendsten, sondern auch die unterhaltsamsten Momente des Films. Die Degen drängen dreidimensional in den Zuschauerraum, der Möchtegern-Fluch-der-Karibik-Score bringt die Saallautsprecher an ihre Grenzen, und Matthew Macfaydens Athos klagt wieder und wieder über die Düsternis in seinem Herzen. Doch es will einfach nicht packen. Der bekannte Plot wird aufgepeppt mit fiktiver Kriegsmaschinerie aus der Feder von Leonardo da Vinci und anderem Gerät, auf das selbst Batman neidisch wäre. In einem besseren Film wären diese Elemente die freche Sahne auf dem unterhaltsamen Kuchen; hier unterstreichen sie nur, wie egal den Machern ihre eigene Geschichte war.
Die drei Musketiere ist eine keimfreie, aalglatte und fade Angelegenheit geworden, die keine Ambition zu mehr als schönem Schein erkennen lässt.
Ein Stück Seife, eingehüllt in farbenfrohen Zuckerguss. Aber Hauptsache, 3D.
Felix “Flex” Dencker