Originaltitel: The Secret Life of Bees USA, 2008

Das Leben ist kein Honigschlecken

South Carolina in den frühen Sechzigern: Die 14-jährige Lily Owens (Dakota Fanning) hat ihren herrischen, mitunter brutalen Vater (Paul Bettany) endgültig satt und flieht mit der Haushaltshilfe Rosaleen (Jennifer Hudson) in eine Stadt namens Tiburon. Auf diese kam sie durch ein Bild ihrer verstorbenen Mutter, das neben dem Namen des Ortes auch noch eine schwarze Madonna zierte. In Tiburon angekommen, erkennt sie diese auf Honiggläsern wieder und sucht die Imkerin August Boatwright (Queen Latifah) auf, um mehr über ihre Mutter und ihren tragischen Tod zu erfahren. Das weiße Mädchen Liliy findet bei den farbigen Schwestern August, June (Alicia Keys) und May (Sophie Okonedo) nicht nur eine Zuflucht, sondern auch die Familie, die sie nie hatte. Doch die von Rassismus geprägte Gesellschaft sieht die schwarzweiße Eintracht ebenso ungern wie Lilys Vater, der sich auf die Suche nach seiner getürmten Brut macht.

Regisseurin Gina Prince-Bythewood hat den zugrundeliegenden Roman von Sue Monk Kidd selbst für die Leinwand adaptiert und ihre Sache auch überwiegend ordentlich gemacht. In besonnenem Tempo und gediegenen Bildern, mit warmen Farben und elegischer Musik erzählt sie die Coming-of-Age-Geschichte einer vom Leben gezeichneten weißen Teenagerin in einer Zeit, die ebenso von ständiger Diskriminerung wie von der aufkeimenden Bürgerrechtsbewegung bestimmt war. Die Grenze zum Kitsch wird ein ums andere Mal überschritten, auch wirken die Dialoge zum Teil etwas maniriert, doch fühlt man sich als Zuseher im pinkfarbenen Haus der warmherzigen Boatwright-Schwestern ebenso wohl wie die symphatische Protagonistin.
Der größte Anteil an der ausgeprägten Empathie ist dem fabelhaften Ensemble zuzuschreiben. Dakota Fanning scheint einer der wenigen Kinderstars zu sein, der den Sprung zu erwachseneren Rollen problemlos meistert und fernab kindlicher Niedlichkeit allein mit darstellerischer Klasse punkten kann. Als ausnahmslos positive Überraschung darf die Leistung Queen Latifahs angesehen werden. Die bislang eher für Schrilles in allerlei seichten Komödien bekannte Schauspielerin verleiht ihrer Filmfigur eine gekonnte Mischung aus Würde, Besonnenheit und Kraft und macht Augusts liebevolles Matriarchat ebenso glaubwürdig wie erstrebenswert. Damit wird Latifah nur noch von Sophie Okonedo überragt, die als psychisch labile, von überbordendem Mitgefühl geplagte May eine Ausnahmeleistung abliefert. Die spröde Schwester June liegt Alicia Keys augenscheinlich gut, zum ersten Mal blitzt bei der hauptberuflichen Sängerin so etwas wie schauspielerisches Talent auf. Oscar-Preisträgerin Jennifer Hudson (Dreamgirls) wirkt hingegen ein wenig unterfordert, eine baldige Hautprolle wäre ihr zu wünschen. Zu guter Letzt darf Paul Bettany einmal mehr als ambivalenter Charakter glänzen.

Fazit: Stark gespieltes, anrührendes Drama, das zu Herzen geht.

Michael Eminence” Reisner