Originaltitel: The Adventures of Tintin
USA, Neuseeland, 2011
Kinostart: 27.10.2011

Ach hergé

Als der rasende Reporter Tim auf einem Flohmarkt das Modell eines alten Segelschiffes ergattert, gerät er ins Visier gar sinisterer Gestalten.
Ehe er sich versieht, jagen er und sein treuer Hund Struppi gemeinsam mit dem grummeligen Seebären Kapitän Haddock rund um den Globus, auf der Suche nach einem sagenumwobenen Schatz.

Steven Spielberg inszeniert mit Das Geheimnis der Einhorn den ersten von geplanten drei Filmen nach den beliebten Comics des 1983 verstorbenen Autors und Zeichners Hergé. Den zweiten Film wird Peter Jackson in Szene setzen, beim dritten wollen beide gemeinsam Hand anlegen. Vorausgesetzt natürlich, dass der erste Teil ein ausreichender Kassenerfolg wird - geschätzte 135 Mio. Dollar soll der Film gekostet haben.

Die Chancen stehen gut. Die Vorlage genießt außerhalb Europas eine vergleichsweise geringe Bekanntheit, doch als groß angelegter Abenteuerfilm mit einigen spektakulären Actionsequenzen sollte Tim & Struppi kein Problem haben, sein Publikum zu finden.
Die Performance-Capture-Technik, bei der CGI-Animationen über Bewegungen lebender Schauspieler gelegt werden, ist seit Robert Zemeckis’ schauderhaftem Polarexpress einen weiten Weg gekommen. Kaum eine Szene sieht weniger als toll aus, und nicht zuletzt seiner prächtigen Farben wegen sollte der Film idealerweise ohne 3D-Brille genossen werden. Lediglich die Augen der Figuren sehen noch recht leblos aus und blicken schon mal in die falsche Richtung, was den Zuschauer immer wieder aus der Geschichte reißt.
Diese besticht aber ohnehin eher durch Hektik als durch Subtilität, weshalb der Verlust zu verschmerzen ist. Schwerer ins Gewicht fällt, dass der Film sich kaum Zeit für seine Figuren nimmt. Ob es der Angst vor schnell gelangweilten Kinogängern geschuldet ist, oder auch den immensen Kosten einer jeden CGI-Minute, lässt sich nur mutmaßen. Die Protagonisten hetzen von Ort zu Ort, um den etwas überladenen Plot in die gut 100 Minuten Laufzeit zu pressen, und gönnen sich - und dem Publikum - nur wenige Verschnaufpausen. Schade, da besonders die ruhigen Momente charmant und witzig geraten.

Mit Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn’ ist der Beginn der geplanten Trilogie geglückt. Fans der Vorlage werden sich an der mangelnden Tiefe der Figuren reiben, zudem gerät das Gehetze eher laut als spannend, doch langweilig wird es nie. Es ist immer etwas los, es gibt immer was zu sehen - der zweite Teil kann kommen.

Felix Flex” Dencker