Originaltitel: The Tale of Despereaux
USA, 2008
Kinostart: 19.03.2009

Im Königreich Dor dreht sich alles nur um eins: den Tag der Suppe. Wenn der königliche Koch an diesem Tag dem Volk einen riesigen Kessel voll köstlicher Suppe serviert, liegt Magie in der Luft, die Vögel singen, und alle freuen sich des Lebens.
In diesem Jahr aber wagt sich die neugierige Ratte Roscuro sich etwas zu nah an den Topf heran und fällt in den Suppenteller der Königin. Diese fällt daraufhin tot um. Der König ist darüber so traurig, dass er nicht nur Ratten gesetzlich verbieten lässt, sondern auch Suppe. Und so zieht Trübsal über das Land. Die Sonne scheint nicht mehr, der Regen fällt nicht mehr, Grau bestimmt das Leben.
Eines Tages wird eine Maus mit riesigen Ohren geboren. Der winzige Despereaux weigert sich, wie seine Artgenossen in ständiger Angst zu leben und beginnt, in der Bibliothek des Schlosses Märchenbücher zu lesen. Als er auf die Geschichte einer wunderschönen Prinzessin stößt, die im Schloss gefangen ist, macht er sich auf die Suche nach ihr und freundet sich mit der schnell gefundenen Königstochter an.
Und dann gibt es da noch die Schweinemagd Mig, die gerne selbst eine Prinzessin wäre und im Schloss als Putzfrau schuftet.

Dass Despereaux als Titelheld fungiert, ist nur eine von vielen Merkwürdigkeiten der Geschichte. Roscuro ist es, der die Geschichte in Gang bringt, und er könnte das Königreich eigentlich auch im Alleingang retten. Vermutlich ist er als hässliche Ratte einfach zu unansehnlich für das Poster, also muss das süße Mäuschen Despereaux her. Manchmal agiert der eine, manchmal der andere, so dass es ein bisschen wirkt, als seien beide verschiedene Persönlichkeiten desselben Nagetiers.
Die Erzählung ist aber ohnehin keine Stärke des Films. Die Buchvorlage von Kate DiCamillo war vermutlich zu umfangreich, um in einen 90-Minüter gepresst zu werden. Schon die Handlungsstränge von Roscuro und Despereaux nehmen einander den Wind aus den Segeln, und als noch Mig ins Spiel kommt, ist für niemanden mehr so richtig Zeit. Der Film will drei parallel verlaufende Geschichten erzählen, mit dem Ergebnis, dass keine davon Substanz entwickeln kann.
Auch die Zielgruppe des Films ist schwer zu bestimmen. Das überbordende, oberlehrerhafte Voice-over zielt offensichtlich auf kleine Kinder ab, doch denen dürfte zumindest das letzte Drittel des Films zu gruselig sein. Hier geht es in die Unterwelt der Ratten, wo diese Gladiatorenkämpfe auf Leben und Tod veranstalten. Ältere Semester werden wiederum an der unendlich banalen Geschichte wenig Freude haben. Befremdlich genug, dass alles Glück und Unglück in dieser Welt an einer Portion Suppe hängt, die der Koch - oder sonst jemand - jederzeit wieder zubereiten könnte. Die Geschichte ist auch ohne jede Finesse erzählt und bewegt sich größtenteils durch unwahrscheinliche Zufälle und Dei ex Machina voran. Es gibt einige witzige Ideen, die darauf schließen lassen, dass der Roman mehr zu bieten hat, doch die meisten davon verpuffen oder werden endlos breitgetreten und sind den blödsinnigen Ideen zahlenmäßig weit unterlegen.
Auf der Habenseite gibt es eine wirklich schöne Optik. Alles sieht hübsch aus, ist interessant gestaltet und aufwändig texturiert. Die Animationen können nicht immer ganz überzeugen - vor allem die Mimik der Menschen lässt zu wünschen übrig, doch der Film bleibt immer ansehnlich.

Despereaux - Der kleine Mäuseheld ist zu düster für die Kleinen und zu banal für die Großen. Visuell gerät der Film sehr gefällig, doch das unausgegorene Drehbuch und das nervige Voice-over sind zu ärgerlich für eine Empfehlung.

Felix Flex” Dencker