Originaltitel: The Barnyard
USA, 2006
Kinostart: 05.10.2006
Nachts, wenn der Bauer schläft, wird in der Scheune mächtig abgefeiert. Partylöwe Nummer 1 ist unumstritten Otis, eine coole Kuh mit Handy, Hang zum Glücksspiel, vielen Freunden und null Verantwortungsbewußtsein. Letzteres gefällt seinem Adoptivvater Ben natürlich ganz und gar nicht. Dieser ist seines Zeichens der Beschützer der Bauernhoftiere vor den heimtückischen Kojoten und ermahnt seinen Sohn ständig, sich doch ein bisschen erwachsener zu benehmen. Nach einem schweren Schicksalsschlag ist Otis plötzlich gezwungen, die schwierige Rolle seines Vaters einzunehmen. Kein leichter Job, wie sich alsbald herausstellt…
Ich kann die ersten Leser nach dieser Inhaltsangabe förmlich die Augen verdrehen sehen: Schon wieder eine animierte Komödie, abermals mit sprechenden Tieren und vor allem erneut die bereits zig mal durchgekaufte Läuterungsgeschichte. Und von der Hand zu weisen sind die ersten Übersättigungszeichen wahrlich nicht. Der Plot war so oder so ähnlich fürwahr schon unzählige Male - und oft auch besser - auf der Leinwand zu sehen. Weshalb der Streifen trotzdem sehenswert ist? Ein Name gibt Aufschluss, nämlich Steve Oedekerk!
Dem Regisseur von Kung Pow und Drehbuchautor zahlreicher Komödien wie etwa Bruce Allmächtig ist es zu verdanken, dass aus Der tierisch verrückte Bauernhof trotz der erwähnten Vorhersehbarkeit ein kurzweiliges und vor allem lustiges Kinovergnügen geworden ist. Zunächst einmal strotz der Film nur so vor witzigen Charakteren: Miles der Esel ist die gute Seele des Bauernhofs, kann aber schon mal kräftig zutreten wenn es vonnöten ist. Pip die freche Maus ist der beste Kumpel von Otis, Freddy ist ein neurotisches Frettchen, das in jedem Vieh potentielles Fressen sieht. So auch seinen besten Freund Peck, den klugen Hahn mit der mickrigen Stimme. Pig ist, wie der Name schon vermuten lässt, ein Schwein - und benimmt sich auch dementsprechend. Die Liste ließe sich noch eine Weile so fortführen und so stereotyp sie auch klingen mag, die Figuren erfüllen ihren Zweck - nach dem Motto “vergesst den Plot, lacht doch mal einfach” - vorzüglich. Die vielen aberwitzigen Szenen
erfreuen mit zumeist hervorragendem Timing. Wer allerdings Oedekerks typischen Anarchohumor erwartet, wird enttäuscht sein.
Zusätzlich hebt sich der andersartige Animationsstil wohltuend von den durchperfektionierten Werken von Pixar & Co. ab. Detailreichtum wird demnach weniger groß geschrieben als einfache, klare Linienführung und Konzentration auf die optische Originalität der Figuren.
Fazit: Der tierisch verrückte Bauernhof erfindet das Rad zwar keinesfalls neu, unterhält jedoch mit sympathischen Charakteren und gelungenen Gags am laufenden Band. Ein vorhersehbares, jedoch vergnügliches Animationstheater für Groß und Klein.
Michael “Eminence” Reisner