Originaltitel: The Day the Earth Stood Still
USA, 2008
Flexo Barada Nikto
Es war einmal, da stand die Welt am Rande eines nuklearen Krieges. Zu dieser Zeit kam ein Film namens Der Tag, an dem die Erde stillstand in die Kinos. Darin kam ein Außerirdischer auf die Erde und mahnte, der Mensch sei noch nicht weit genug, um die Verantwortung für die Waffen zu tragen, die er auf dem Weg sei, zu entwickeln. Um sich Gehör zu verschaffen, hielt der Außerirdische für eine halbe Stunde die ganze Welt an. Uhren blieben stehen, Autos fuhren nicht mehr, Fernseher und Radios blieben stumm. Einzig Flugzeuge, Krankenhäuser usw. blieben mit Energie versorgt, um keine Menschen für eine schlichte Demonstration zu Schaden kommen zu lassen. Heute steht die Zerstörung der Umwelt auf dem Programm, und wieder wird ein Film ins Rennen geschickt, um den Menschen vor Augen zu halten, was sie falsch machen. Auch dieses Mal taucht ein Außerirdischer auf, um die Menschheit zu ermahnen. Zu seiner Demonstration kommt er allerdings nicht, denn er wird von der Us-Regierung inhaftiert, bevor er vor den Vereinten Nationen sprechen kann. Der Rest des Films besteht aus zwei Teilen. Zum einen die Hetzjagd, bei der Jennifer Connelly, der von Keanu Reeves gespielte Außerirdische Klaatu und aus irgendeinem Grund Jaden Smith eine Weile lang durch Wälder und Auen laufen, mit vereinzelten Suchtrupps im Schlepptau. Sie besuchen Wissenschaftler John Cleese und das Grab von Jaden Smiths im Krieg verstorbenen Vater, und Klaatu lernt, was ihm ein Informant zuvor bereits sagte und was er aus seinen Beobachtungen eigentlich ohnehin wissen müsste: Die Menschen haben auch gute Seiten. Währenddessen wirft das Militär Bomben und Raketen auf Klaatus Begleiter Gort, und da nichts davon irgendeine Wirkung zeigt, noch mehr Bomben und Raketen.
Leider ist das alles genau so sinnfrei, wie es klingt. Im 1951er Original ist Gort Mitglied einer Rasse von Super-Robotern, die ganze Planeten bewachen und gegebenenfalls zerstören. Im 2008er Remake ist er eine Arbeitsbeschäftigungsmaßnahme für die Armee. Er reagiere auf Gewalt, erklärt uns Klaatu, doch lässt seine Reaktionszeit wahrlich zu wünschen übrig. Er lässt sich bombardieren, gefangen nehmen und mit Bohrern und Feuer bearbeiten, bevor er sich spontan entscheidet, Tod und Zerstörung über die Erde zu bringen. Als Klaatu daraufhin eingreift und der Film droht, relevant zu werden, ist er auch schon vorbei. Gute Science Fiction hält der Gesellschaft einen Spiegel vor und zeigt eine Zukunft, ob nah oder fern, in der die Handlungen von heute nachwirken. Der 1951er Tag, an dem die Erde stillstand war eine kraftvolle Mahnung gegen die sinnlose Gewalt, die die Menschen einander antun. Die 2008er Variante bombardiert den Zuschauer mit Spezialeffekten und Bassdröhnen, bleibt ihm eine sinnvolle, oder zumindest eine durchdachte Moral allerdings schuldig. Die Vereinten Zivilisationen, die Klaatu hier vertritt, benehmen sich keinen Deut besser als die Außerirdischen, die Roland Emmerich am Independence Day losschickte. Sie sind nur besser gekleidet.
Felix “Flex” Dencker