Originaltitel: Mongol
Kinostart: 07.08.2008
Das geheime Leben der Borte
Im Jahre 1172 verliebt sich Temudgin, der junge Sohn eines Khans, in das Mädchen Borte und nimmt sie zur Frau. Als sie einige Jahre später entführt wird, zieht er für sie in den Krieg und erkennt seine Bestimmung: Als Khan aller Mongolen sein Volk zu einen.
Sergei Bodrovs Der Mongole soll den Werdegang des Dschingis Khan zeigen, und wie so oft wurden im Vorfeld Stimmen laut, der Film weiche von historischen Tatsachen ab. Gebräuche würden falsch dargestellt, der Tod von Temudgins Vater habe sich anders abgespielt, wie auch Temudgins Gefangennahme. Und wie so oft ist es letztendlich müßig, sich darüber zu echauffieren, denn der Film scheitert an etwas ganz anderem.
Borte spricht es selbst aus: “Mongolen töten nur und plündern.” Der Film schreibt sich den Begriff “Schlachten-Epos” auf die Fahne und vergisst darüber, eine interessante Geschichte zu erzählen. Die Erzählung verläuft episodenhaft und abgehackt, so als habe man ganze Kapitel herausgeschnitten. Der junge Temudgin versteckt sich gefesselt in einer Höhle. Er bittet seinen Gott um Hilfe. Das Bild wird abgeblendet, die Musik wabert bedeutungsschwanger, und als das Bild wieder aufblendet, liegen die Fesseln neben ihm. Dies passiert in ähnlicher Form mehrere Male. Vermutlich wollte Bodrov seinen Protagonisten als Auserwählten darstellen, der von den Göttern den Segen erhielt, raubend und mordend durch die halbe Welt zu ziehen, doch betreffen die Zeitsprünge nicht nur derartige Houdini-Aktionen. Gegen Ende wird ausgerechnet der Zeitabschnitt übersprungen, wegen dem man eigentlich im Kino sitzt: Temudgins Vereinigung der mongolischen Stämme. Alles, was zwischen seinem Entschluss und der letzten
Schlacht liegt, wird übergangen.
Nichts zu bemängeln gibt es hingegen auf visueller Seite. Die mongolische Steppe wurde in hübschen Bildern festgehalten, vereinzelt mischen sich kunstvolle Einstellungen unter, und die Schlacht, mit der dieser erste Teil einer geplanten Trilogie abschließt, wirkt schön brachial. Umso bedauernswerter, dass Der Mongole die Gefechte ausklammert, die zu diesem Finale hin führten.
Dass Temudgin die mongolischen Stämme vereinte, weiß man schon beim Betreten des Kinos. Die Aufgabe des Films wäre eigentlich gewesen, uns zu zeigen, wie.
Felix “Flex” Dencker