Originaltitel: Body of Lies
USA, 2008
Kinostart: 20.11.2008

Roger Ferris (Leonardo DiCaprio) steht im Kampf gegen den internationalen Terrorismus in vorderster Front. Undercover spürt er im nahen Osten den Drahtziehern hinter den verkabelten Märtyrern” nach. Dass er dabei selber nur die Marionette seines Vorgesetzten Hoffman (Russell Crowe) ist, bekommt Ferris zu spüren, als die Cia nach einer Serie von Anschlägen in Europa dringend Ergebnisse benötigt und für kurzfristige Erfolge bedenkenlos langfristige Ermittlungen sabotiert und auch eigene Männer gefährdet. Nachdem er sich aus dieser Bredoullie um Haaresbreite befreien konnte, schmiedet Ferris einen Plan, der die Terrorzelle auffliegen lassen soll, aber den Beteiligten nach und nach aus der Hand gleitet.

Dem neusten Film Ridley Scotts liegt unbestreitbar eine interessante Idee zugrunde: Im Gegensatz zwischen dem sich immer hautnah am zu beobachtenden Objekt befindlichen Ferris, der in die Kultur und die Sprache in dem jeweiligen Land, in dem er operiert, eintaucht, und seinem Vorgesetzten Hoffmann, der auch in Jordanien in einer klimatisierten Halle sein Sushi isst und alle seine Aktionen via Satellitenkameras koordiniert, zeigen sich zwei gänzlich unterschiedliche Strategien, mit der Komplexität der heutigen Welt umzugehen. Die bittere Pointe ist, dass beide mit ihren Konzeptionen scheitern. Doch so interessant diese Grundkonstellation ist, so unbefriedigend ist leider die Ausführung.
Der hervorragenden Schauspielerriege, aus der vor allem Mark Strong als jordanischer Agent hervorsticht, der intensiven Kameraführung sowie dem authentisch wirkenden Setting steht die Tatsache gegenüber, dass den Machern der Film ebenso entgleitet wie den Figuren ihr Plan. Bei der Adaption des 500-seitigen Romans von David Ignatius wurde schlichtweg zuwenig Aufmerksamkeit auf einen ausgewogenen Plot gelegt. So ist die Einführung der Figuren viel zu lang geraten, die Inszenierung des eigentlich zentralen Plans dafür viel zu kurz.
So bietet Der Mann, der niemals lebte zwar sehr ansprechende Schauwerte und ist auch als Zeitdokument äußerst interessant, wenn man ihn mit Scotts vor Selbstgewissheit strotzendem Prä-9/11-Kriegsfilm Black Hawk Down vergleicht. Doch für sich genommen vermag er über weite Strecken nicht zu überzeugen.

Sven Ole Leisure Lorence’ Lorenzen