Originaltitel: The Informant!
USA, 2009
Mark Whitacre (Matt Damon) steht vor einer glänzenden Karriere im Großkonzern Archer Daniels Midland (Adm). Als die japanische Konkurrenz einen Erpressungsversuch startet, wird das Fbi hinzugezogen. Doch diese Untersuchung tritt rasch in den Hintergrund, als Whitacre dem Agenten Brian Shepard verrät, dass Adm in multinationale illegale Preisabsprachen verwickelt ist. Natürlich müssen handfeste Beweise her, weshalb sich der hochmotivierte Informant bereiterklärt, entsprechende Gespräche mit einem versteckten Recorder aufzuzeichnen. Alles scheint glatt zu laufen, bis das Fbi bemerkt, dass Whitacre es mit der Wahrheit nicht immer so genau nimmt.
Steven Soderbergh kann man guten Gewissens als Regie-Chamäleon der internationalen Filmbranche bezeichnen. Neben seinen großen Mainstream-Erfolgen wie der Ocean’s-Trilogie inszeniert er regelmäßig kleine Arthaus-Produktionen wie etwa den in unserem Viennale-Special bereits vorgestellten The Girlfriend Experience.
Der Informant! sollte wieder ein größeres Publikum ansprechen und nimmt sich, wie schon Soderberghs Erin Brokovich, eines wahren Kriminalfalls an. Die gleichnamige Sachbuchvorlage von Kurt Eichenwald wurde von Scott Z. Burns (Das Bourne Ultimatum) für die Leinwand adaptiert, der es hervorragend vestand, den vergleichsweise komplexen Inhalt in pointiert-komprimierte Form zu bringen. Eine perfekte Vorlage für Soderbergh, dem es ganz offensichtlich nicht darum ging, ein faktenorientiertes Drama aus dem Stoff zu machen. Stattdessen bekommt das Publikum eine leichtfüßige Wirtschaftskrimi-Farce mit satirischen Zügen serviert, die sich voll und ganz auf ihre aberwitzige Hauptfigur konzentriert.
Matt Damon, mit einigen Kilos mehr auf den Rippen und einem lachhaft hässlichen Schnurrbart, verkörpert den enthusiastischen Lügenbaron Mark Whitacre mit spürbarer Spielfreude. Insbesondere seine im Stakkato-Takt zu vernehmenden, inneren Monologe haben höchsten Unterhaltungswert. Das restliche Ensemble bildet mit zurückhaltenden, aber durch die Bank starken Leistungen den notwendigen Gegenpol. Ein Sonderlob gebührt Melanie Lynskey, die Whitacres leidgeprüfte Ehefrau Ginger gibt, sowie Scott Bakula als nicht minder gequälter Fbi-Agent Brian Shepard. Zudem ist die quietschfidele musikalische Begleitung des mehrfach preisgekrönten Komponisten Marvin Hamlisch ein Geniestreich. Stimmungsvoller kann man den Ton eines Filmes nicht mitbestimmen.
Fazit: Eine der besten und amüsantesten Arbeiten Steven Soderberghs, deren beschwingte Kurzweil noch mit einem herrlichen überdrehten Matt Damon aufgewertet wird. Eine glasklare Empfehlung.
Michael “Eminence” Reisner