Originaltitel: The Great Gatsby
USA, Australien, 2013
Der bessere Green Lantern
Mit großen Augen öffnet der angehende Schriftsteller Nick Carraway die Einladung zu einer Party. Nicht zu irgendeiner Party - sein geheimnisvoller Nachbar Gatsby lädt zu einem seiner rauschenden Feste, zu denen sich alles gesellt, was im New York der 1920er Jahre Rang und Namen hat.
Dass die Jazz-Musik von Hip Hop ebenso durchzogen wird wie von Dubstep, markiert den Film ganz schnell als Werk von Moulin-Rouge!-Regisseur Baz Luhrmann und stimmt den Zuschauer auf die folgende Bild- und Tongewalt ein.
In rauschenden Bildern führt Gatsby den überwältigten Nick durch die Geheimtüren der oberen Zehntausend, jedoch nicht ohne Hintergedanken.
Bereits 1925 schrieb F. Scott Fitzgerald seinen berühmtesten Roman, und tatsächlich ist die Geschichte vom Mann, der alles hat und doch nur das eine will, das er nicht haben kann, alles andere als frisch. In einer Zeit, in der Finanzkonzerne mit unvorstellbarer Raffgier ganze Länder in den Ruin treiben, wird dieser Abgesang auf den amerikanischen Traum, der längst nicht mehr nach Glück und Selbstbestimmung strebt, sondern nur noch nach Geld und Macht, jedoch Tag für Tag zeitgemäßer.
Wer mit Luhrmanns Stil nichts anfangen kann, wird einige Zeit brauchen, sich auf das filmische Universum einzulassen. Dazu verliert der Film im Mittelteil immens an Fahrt, was ob der vorangegangenen Frenetik nur noch mehr ins Gewicht fällt, so dass die 140 Minuten nicht gerade im Flug vergehen.
Wie sein Protagonist versteckt jedoch auch der Film hinter seiner glitzernden und oft lauten Fassade emotionale Komplexität und erdrückenden Schmerz, und im letzten Akt gewinnt die Geschichte schließlich eben jene Kraft, die den Roman zu einem der gefeiertsten des letzten Jahrhunderts werden ließ.
Erwartungsgemäß ist Leonardo DiCaprio die perfekte Besetzung für den charmanten Lebemann Gatsby, dessen zur Schau gestellte Selbstsicherheit nur allzu menschliche Zweifel verbirgt.
Mit Tobey Maguires Nick steht ihm ein adäquater Partner zur Seite, und auch Carey Mulligan als Nicks Cousine Daisy findet einmal mehr die richtige Mischung aus Unnahbarkeit und Verletzlichkeit.
Große Gesten, große Gefühle, große Bilder. Baz Luhrmann reißt seinen Zuschauer durch schieres Spektakel mit, um ihn am Ende mit der Wucht der tragischen Ironie von Gatsbys Dasein zu treffen. Ein bisschen Geduld muss man mitbringen, dann steht einem berauschenden Filmerlebnis nichts im Wege.
Felix “Flex” Dencker