Originaltitel: Dai-Nipponjin
Internationaler Titel: Big Man Japan
Japan, 2007
Kinostart: 17.07.2008
Big in Japan
Ein Kamerateam interviewt einen Mann. Etwas zerzaust lebt er in einer mikroskopischen Wohnung, beklagt sich über sein niedriges Einkommen und erzählt, er möge Falt-Regenschirme und getrocknetes Seegras, denn die seien schön klein und würden sich nur vergrößern wenn nötig. Er könne nie Urlaub nehmen, wegen seines Bereitschaftsdienstes, klagt er, und es dauert auch tatsächlich nicht lange, bis sein Handy klingelt. Er schwingt sich auf sein Mofa und fährt, das Kamerateam im Schlepptau, eine Waldstraße hoch, die mit Bannern gesäumt ist, die sich an ihn persönlich richten. “Du verschwendest Strom”, “Du machst zu viel Lärm”, “Hau ab!”.
Die Reise führt den Mann zu einem Kraftwerk, in das die Kameraleute aus Sicherheitsgründen nicht folgen dürfen. Kurz nachdem der Mann mit einigen Arbeitern im Inneren verschwindet, ertönt ein monströser Lärm, Elektrizität erfüllt die Luft und der Mann, nun zig Meter groß und wenig überzeugend computeranimiert, trampelt los. Er ist “Dai-Nipponjin”, der große Japaner, und er macht Jagd auf ein Monster. Zunächst ist es eines mit Spießerfrisur, das mit seinem langen Gummiarm Gebäude entwurzelt, doch es folgen natürlich weitere, und jedes mal wieder muss Der große Japaner ins Kraftwerk und sich von den Elektroden aufpumpen lassen.
Der japanische Comedy-Star Hitoshi Matsumoto übernahm bei seinem Debutfilm Regie, Drehbuch und Hauptrolle und bietet den wohl stoischsten Superhelden der Filmgeschichte auf. Neben den skurrilen Monstern bezieht der Film seinen Humor aus der Lethargie, mit der Titelheld Daisato die Schmäh und die Schikanen über sich ergehen lässt, die die Bevölkerung ihm entgegen bringt. An riesige Monster, die über Tokio herfallen, haben sich die Japaner bereits gewöhnt, aber jemand, der vom Staat bezahlt wird und dann selbst so viel zertrampelt, das geht nun wirklich nicht. Durch die einfallsreichen Monster bleibt das Geschehen einigermaßen sehenswert, so unnatürlich die Animationen auch aussehen. Allerdings kippt die ruhige Gangart mit der Zeit immer öfter in Langeweile um, denn auch wenn die Streitgespräche zwischen Daisato und seiner Agentin, die Werbung auf seinem Rücken platzieren will, ganz witzig geraten sind, so richtig neu ist das nicht, und zu mehr als einem Schmunzeln wird es die
wenigsten bewegen.
Völlig ins Bizarre gleiten schließlich die letzten 15 Minuten ab, als Daisato plötzlich in einer Tv-Sendung für Kinder steckt und gemeinsam mit einigen amerikanischen Möchtegern-Kampfrobotern gegen einen Plüsch-Bösewicht kämpft. Man könnte spekulieren, ob es sich um eine Parodie auf Us-japanische Außenbeziehungen handelt, um einen Seitenhieb auf japanisches Kinderfernsehen oder um Nonsens um des Nonsens’ Willen. Doch spielt dies keine wirkliche Rolle, denn an diesem Punkt werden alle bis auf die härtesten Japan-Fans das Kino ohnehin längst verlassen haben.
Felix “Flex” Dencker