Originaltitel: Man cheng jin dai huang jin jia
China, 2006
Kinostart: 26.04.2007
China, zur Zeit der Tang-Dynastie: Prinz Jie (Jay Chou) kehrt nach mehreren Jahren Kriegsdienst von der Front zurück an den prunkvollen Hof seines kaiserlichen Vaters (Chow Yun Fat). Dort trifft er auf seine schwerkranke Mutter (Gong Li), die mittlerweile ein Verhältnis mit ihrem Stiefsohn, dem Kronprinzen Xiang (Liu Ye) eingegangen ist, der wiederum die hübsche Tochter des Palastarztes Chan (Li Man) liebt. Die komplex geknüpften Knoten aus Machtgier, Liebe, Eifersucht und Hass lösen sich am Tag des traditionellen Chrysanthemen-Festes: Tödliche Komplotte treten ans Tageslicht und das in Goldgelb getauchte Blumenmeer des feierlich dekorierten Palasthofes färbt sich alsbald blutrot…
Regisseur Zhang Yimou zählt schon seit Jahrzehnten zu den bemerkenswertesten asiatischen Filmemachern überhaupt. Hierzulande hat er sich vor allem mit seinen aktuelleren Werken Hero und House of Flying Daggers einen Namen im Mainstreamkino gemacht. Beide Filme zeigen atemberaubende Kampfszenen in wunderschön arrangierten Kulissen und paaren diese mit emotionalen, spannenden Geschichten, die wie im Falle von House of Flying Daggers zusätzlich einen gehörigen Schuß Romantik beinhalten. Auch Der Fluch der goldenen Blume ist ein wahrer Augenschmaus geworden… solange man seine Äuglein lange genug offen halten kann.
Der Film basiert auf Cao Yus 1933 enstandendem Drama “Das Gewitter”, einem der berühmtesten und meistgespielten Stücke des chinesischen Theaters, und wandelt auf den allseits bekannten Pfaden griechischer Tragödien von Sophokles oder Euripides. Nicht nur die üblichen Ingredienzien wie die erwähnten Verschwörungen oder inzestuöse Beziehungen innerhalb der kaiserlichen Familie, sondern auch der lineare Handlungsablauf ist antiken Vorbildern entlehnt. Als Zuseher erfreut man sich zunächst noch an den wirklich wunderschönen Bildern, die Setdesigner Huo Tingxiao und Kostümbildner Yee Chung Man mit tatkräftiger Unterstützung durch die grandiose Kameraarbeit Zhao Xiaodings servieren. Doch nach spätestens einer halben Stunde macht sich gähnende Langeweile breit: Die Protagonisten wurden vorgestellt, ihre Motive sind klar, die weitere Entwicklung ist vorpogrammiert. Bar jeder Überraschung und mit nur wenigen auflockernden Martial-Arts-Einlagen rettet man sich fortan von einem Schauwert zum nächsten, immer in Gefahr, erneut einzuschlummern. Erst die finale Katharsis, eingeleitet durch eine pompös inszenierte, blutige Schlacht, schafft es dann endlich, die Müdigkeit zu vertreiben und entschädigt zumindest ein wenig für die vorangegangene Langatmigkeit.
Auch bei der Leistung des Ensembles sind Defizite auszumachen: Liu Ye, Jay Chou und Qin Junjie agieren bemüht, können jedoch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Gleiches gilt für die Damen Li Man und Chen Jin, letztere mimt die Frau des Hofarztes Ni Dahong. Selbst der überzeugend agierenden Gong Li, der erklärten Lieblings- und Stammschauspielerin Yimous, wird man aufgrund der lähmend redudanten Szenen mit der geschundenen und doch intriganten Kaiserin recht schnell überdrüssig. Im Gegenzug hätte man sich für Chow Yun Fat und seine ungeheure Präsenz durchaus mehr Leinwandzeit gewünscht.
Fazit: Außen Hui, Innen Pfui. Fantastische Bilder ersetzen noch lange keine spannende Geschichte. So ist Der Fluch der goldenen Blume leider nicht viel mehr als eine herbe Enttäuschung, wenn auch eine verdammt schön anzusehende.
Michael “Eminence” Reisner