Originaltitel: An American Haunting
USA, 2005
Kinostart: 11.01.2007
Red River, Tennessee im Jahre 1818: John Bell (Donald Sutherland) trägt mit seiner als Hexe verschrienen Nachbarin Kate Batts (Gaye Brown) einen Grundstücksstreit vor Gericht aus. Obwohl der Furie Recht gegeben wird, belegt sie den rechtschaffenen Farmer und dessen 14-jährige Tochter Betsy (Rachel Hurd-Wood) mit einem Fluch. Alsbald werden die Bells von einer unsichtbaren Macht heimgesucht, unter der besonders die zerbrechliche Betsy zu leiden hat. Deren Lehrer und heimlicher Verehrer Richard (James D’Arcy) versucht gemeinsam mit den restlichen Familienmitgliedern, der immer agressiver werdenden Bedrohung Herr zu werden. Doch weder Wissenschaft noch Glaube scheinen zu helfen…
Lange hat´s gedauert, bis der in den USA bereits im Mai 2006 angelaufene Gruselthriller nun auch in Deutschland seinen Weg in die Lichtspielhäuser findet. Wie auch der themenverwandte Exorzismus von Emily Rose brüstet sich Der Fluch der Betsy Bell - An American Haunting damit, auf wahren Ereignissen zu beruhen. In wie weit dies - hier wie dort - der Wahrheit entspricht, weiß der Autor dieser Zeilen nicht zu beurteilen. Sicher ist jedoch, dass sich die Verfilmung von Brent Monahans Roman “The Bell Witch: An American Haunting” als wesentlich stärkerer Gattungsvertreter präsentiert - allerdings auch nicht ohne Fehl und Tadel.
Die Inszenierung von Courtney Solomon, den meisten wohl noch durch seinen Megaflop Dungeons & Dragons schmerzhaft im Gedächtnis geblieben, geriet handwerklich einwandfrei, jedoch leidlich innovativ: Die vielen langen Kamerafahrten im Tanz der Teufel-Stil, die Heimsuchungs-Szenarien der Marke Exorzist sowie die genreüblich düsteren Set-Arrangements sorgen für eine Vielzahl von gruseligen Momenten und werden Freunden atmosphärischer, blutarmer Horrorkost sicherlich Freude bereiten.
Ein schwerwiegendes Problem ergibt sich jedoch aus der Ereignislosigkeit des Drehbuchs, das der Geschichte und ihren Charakteren zu wenig Zeit zur Entfaltung lässt und danach kaum mehr von der Stelle kommt. Zwar schaffen es die erwähnt solide Regie sowie die durchwegs überzeugenden Darsteller - allen voran Altmeister Donald Sutherland und die aus Das Parfum bekannte Nachwuchsaktrice Rachel Hurd-Wood - dieses Manko des Öfteren zu kompensieren und auch der finale Storytwist ist nicht der allerschlechteste, doch schleichen sich immer wieder schleppende, weil hochgradig redundante Passagen ein, die ein ums andere Mal zur Geduldsprobe werden.
Die Entscheidung, die mehr oder weniger dramatischen Ereignisse mittels einer in der Jetztzeit gefundenen Aufzeichnung in Rückblicksform zu erzählen, ist aufgrund der Auflösung durchaus nachvollziehbar. Bedenkt man die angesprochene Inhaltsleere, wäre ein Ausbau der gegenwärtigen Geschehnisse inklusive paralleler Erzählstruktur jedoch eine geschicktere Wahl gewesen.
Fazit: Solide Gruselunterhaltung mit einigen Längen.
Michael “Eminence” Reisner