Originaltitel: Death Sentence
USA, 2007
Kinostart: 13.09.2007
Nick Hume (Kevin Bacon) führt ein runderhum sorgenfreies Leben: Er hat einen gut bezahlten Job in einer Kapitalanlagefirma, eine attraktive und fürsorgliche Ehefrau (Kelly Preston) und zwei wohlgeratene Söhne. Doch als der ältere der beiden, die Sportskanone Brendan (Stuart Lefferty), als Opfer einer Straßengang sein Leben lässt, schwört der Familienvater blutige Rache. Als er jedoch den Mörder seines Sohnes, den arroganten Jungspund Joe Darly (Matt O’Leary) zur Rechenschaft zieht, bringt er damit einen tödlichen Kreislauf in Gang. Joes Bruder Billy (Garrett Hedlund), der Anführer der brutalen Verbrecherbande, will nun seinerseits Vergeltung, was auch den verbleibenden Rest der Hume-Familie zur Zielscheibe macht.
Nachdem Charles Bronson bereits 1974 rot gesehen hat, Chuck Norris als McQuade 1983 den bösen Wolf raushängen ließ und Steven Seagal 1991 Deadly Revenge schwor, ist es nun Kevin Bacon, der im Kino Selbstjustiz üben darf. Der größte Unterschied zu den genannten Filmen ist wenig überraschend die mimische Qualität des Hauptdarstellers. Egal ob als misshandelter Gefangener in Murder in the First, als schwer gebeutelter Ermittler in Mystic River oder auch als pädophiler Ex-Knacki in The Woodsman, die darstellerische Bandbreite Bacons ist schlichtweg beeindruckend. In Death Sentence - Todesurteil spielt er den rachsüchtigen Familienvater aus dem Ff, die Emotionen wirken zu jeder Zeit glaubhaft, die dementsprechenden Handlungen werden dadurch erst richtig nachvollziehbar. Und auch Kelly Preston sowie John Goodman in der kleinen aber feinen Nebenrolle als skrupelloser Waffenhehler Bones überzeugen in ihren Rollen vollends. Dagegen wirkt Jordan Garrett als der introvertierte zweite Sohn Lucas ein wenig unscheinbar und Garrett Hedlund als Oberfiesling, wohl auch weil er außer dem bösen F-Wort kaum etwas zu sagen hat, nicht immer glaubhaft.
Das Drehbuch selbst vermag wenig zu überraschen und kann innerhalb des Genres keine neuen Akzente setzen. Die bei Rachestorys immer mitschwingenden Frage nach der moralischen Rechtfertigung wird in James Wans Regiearbeit durch Aisha Tyler als Detective Wallis verkörpert, die fortwährend an Humes Gewissen apellieren darf, was mit zunehmender Spieldauer aufgesetzt und lästig daherkommt. Als wirklich problematisch entpuppt sich aber vor allem der Inszenierungsstil Wans, der jegliches Fingerspitzengefühl vermissen lässt. Egal ob er die Humes in Zeitlupencollagen kollektiv trauern oder das Familienoberhaupt auch optisch zum Rächer werden lässt - “Nicht kleckern, sondern klotzen!” scheint die Devise des mit Saw bekannt gewordenen Regisseurs zu sein. Während er damit bei den zahlreichen Schießereien goldrichtig liegt und gemeinsam mit Kameramann John R. Leonetti einige sehenswerte Einstellungen auf die Leinwand zaubert, geht das Konzept mindestens ebenso oft in die Hose und wirkt plump und oberflächlich.
Fazit: Beinharter Rachethriller, dessen leichtfertige Inszenierung von einem tollen Kevin Bacon kompensiert wird.
Michael “Eminence” Reisner