Großbritannien/Deutschland, 2006
Kinostart: 05.10.2006
Videospiel-Adaptionen gelten gemeinhin nicht als große cineastische Meisterwerke, und hätte Christophe Gans nicht vor einem halben Jahr Silent Hill in die Kinos gebracht, könnte man pauschal behaupten, dass aus Pc-Spielen bislang bestenfalls durchschnittliche Filme hervorgingen. Daran war insbesondere Uwe Boll nicht unschuldig, der seine grottenschlechten Adaptionen gleich reihenweise veröffentlichte und damit vor allem die Fans der Spiele verärgerte. Ein anderer Deutscher, Bernd Eichinger, verzeichnete als Co-Produzent der beiden Resident Evil-Verfilmungen immerhin einen wirtschaftlichen Erfolg, an den er mit seinem Produzententeam (Robert Kulzer, Paul W.S. Anderson und Jeremy Bolt) jetzt mit der Verfilmung des Kampfsport-Hits Dead or Alive anknüpfen will. Bei über 6 Millionen verkauften Spielen werden sich die Produzenten immerhin auf ein gewisses Grundinteresse der Fangemeinde verlassen können.
Das Schwierigste bei der Verfilmung von handlungsarmen Kampfspielen ist das Einbetten der Figuren in eine annähernd filmwürdige Geschichte - Repräsentative Negativbeispiele hierzu wurden Mitte der 90er Jahre mit famosen Werken wie Street Fighter und Mortal Kombat zu genüge abgeliefert. Dead or Alive macht hier jedenfalls das einzig Richtige: Der Film versucht erst gar nicht, ernst genommen zu werden. Genauer gesagt ist er sogar so blöd, dass er zeitweise schon wieder Spaß macht:
Das mit 10 Mio. Us-Dollar dotierte Elite-Kampfturnier bildet den Rahmen der Geschichte, die in völlig sinnfreien Parallelhandlungen von einem militanten Königreich, einem unermesslich viel Geld beherbergenden Safe und einem verschwundenen Bruder-Schrägstrich-Kampfsportass erzählt. Kurzum: Es geht darum, die vier Hauptdarstellerinnen in wechselnden Outfits beim Posieren und Leute-vermöbeln zu zeigen. Und dank Transporter-Regisseur Cory Yuen geriet eigentlich beides ganz unterhaltsam, denn der Chinese scheut sich nicht, seine Hauptdarstellerinnen Jaime Pressly, Sarah Carter, Holly Valance und Devon Aoki in jedem noch so blöden Wichsvorlagen-Klischee zu präsentieren.
Damit aus Doa aber dennoch ein Film für die ganze Familie wurde, war eine mittelstarke Armee an CGI-Experten monatelang damit beschäftigt, diverse weibliche Körperteile zu retuschieren - wie man bereits im Trailer an der fast schon legendären Bh-Flugszene erkennen konnte. Leider reichte das Budget anschließend nicht mehr aus, um einen nackten, aus dem Pool springenden Mann vollständig nachzubearbeiten oder die sich jedem physikalischen oder biomechanischen Gesetz entziehenden Kampfszenen wenigstens halbwegs nachvollziehbar aussehen zu lassen. Um letzteres zu kompensieren wurden die Prügeleien immerhin mit einem schmissigen Soundtrack unterlegt und die Kamera in entscheidenden Momenten einfach so dicht draufgehalten, dass man ohnehin kaum etwas erkennt.
Abgesehen von Eric Roberts, der als Veranstalter des Turniers in etwa so unbeteiligt wirkt wie Jürgen Prochnow in House of the Dead, bleibt zu den Schauspielern eigentlich nur zu sagen, dass sie in Bademode allesamt gut aussehen. Einzig Jaime Pressly zeigt mit ihrer White-Trash-Südstaatenparodie ein wenig schauspielerische Ambitionen; Der Rest bewegt sich konsequent auf dem geforderten Softporno-Niveau, was durch die Uwe-Boll-Gedächtnis-Dialoge allerdings tatkräftig unterstützt wird.
Zusammenfassend kann man Dead or Alive durchaus einen gewissen Spaßfaktor attestieren, der vor allem aus der notwendigen Selbstironie und der kurzweiligen Handlung resultiert. Und dass sich der Film lediglich von einer Kampf- und/oder Fleischbeschau-Szene zur nächsten hangelt, ist beim Anblick dieser dann durchaus zu vernachlässigen - denn hirnlose Unterhaltung muss auch mal sein.
Christian “vogel” Simon