Originaltitel: The Ringer
USA, 2005
Kinostart: 29.06.2006
Johnny Knoxville wird behindert
Die Farrellys schlagen wieder zu. Oder besser: lassen zuschlagen, denn hier überließen sie das Feld Drehbuchautor Ricky Blitt und Regisseur Barry W. Blaustein, und fungierten selbst nur als Produzenten. Doch im Gegensatz beispielsweise zum Totalausfall Sag kein Wort ging der Plan auf.
Johnny Knoxville hat sichtlichen Spaß in der Rolle des Bürohengsts Steve Barker. Nach einer Beförderung erhält dieser die unangenehme Aufgabe, Stavi, den langjährigen Hausmeister der Firma, zu feuern. Da er es nicht über´s Herz bringt, den alleinerziehenden Vater von fünf Kindern einfach auf die Straße zu setzen, stellt er selbst ihn als Gärtner ein.
Bei einem Unfall mit einem Rasenmäher verliert Stavi jedoch drei Finger, und Steve sieht sich mit einer Krankenhausrechnung über 28.000 Dollar konfrontiert. Zu Hilfe eilt ihm sein Onkel Gary (Brian Cox), der neben einem Haufen Wettschulden einen perfiden Plan mitbringt: Steve soll als geistig zurückgebliebener “Jeffy” bei der Behinderten-Olympiade gewinnen, so dass Gary mit ein bisschen Wetteinsatz alles rausreißen kann.
Nach und nach wachsen nicht nur Steves Zweifel am Plan seines Onkels, sondern auch die seiner Mitstreiter ob der Authentizität des Neulings…
Die Thematik scheint auf den ersten Blick nur zwei Möglichkeiten zuzulassen: Entweder eine Haudrauf-“Komödie”, in der alles durch den Kakao gezogen wird, was dem simpel gestrickten Publikum auch nur das kleinste Kichern entlocken könnte, oder eine politisch korrekte Überdramatisierung mit Großaufnahmen der oscarreifen Krokodilstränen am Ende.
Dabei sein ist alles schafft im großen und ganzen den goldenen Mittelweg. Hier kriegt jeder sein Fett weg, und dennoch wird niemand von oben herab behandelt. Auf Seiten der sogenannten Normalen gibt es Hilfsbereite, Unfreundliche und solche, die einfach nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen. Aber auch die Olympioniken sind nicht alle hilflos und überfreundlich. Hier gibt es auch Sarkasmus, Überheblichkeit und auch eine Überlegenheit, die über die moralische hinaus geht, ohne gleich ins Unglaubwürdige überzogen zu werden. Es ist einfach zum Schießen, wie schnell “Jeffy” im Lager enttarnt wird, während die Betreuer ihn weiterhin mit allem durchkommen lassen.
Darin liegt letztlich das Geheimnis des Erfolges von Dabei sein ist alles: Da Steve eine so himmelschreiend schlechte Vorstellung als “Zurückgebliebener” abgibt und seine Mitstreiter eingeweiht sind, ist letztlich keiner dem anderen über- oder unterlegen. Durch diesen ehrlichen Umgang ist ausgerechnet diese vermeintlich grobschlächtige Komödie unendlich viel anständiger als die unzähligen, oberflächlich respektvollen Geschichten, die durch ihren distanzierten Umgang mit Behinderten verlogen und herablassend wirken.
Am Schluss wird es etwas platt, doch bis dahin haben die Besetzung und der erfrischende Humor genug Punkte gut gemacht, um den Film souverän über die Ziellinie zu retten.
Felix “Flex” Dencker