Originaltitel: The Omen
USA, 2006
Kinostart: 06.06.2006
Als der Sohn des hochrangigen Politiker Robert Thorn (Liev Schreiber) bei der Geburt stirbt, nimmt der am Boden zerstörte Vater das Angebot eines katholischen Priesters an, ein soeben entbundenes Waisenkind als das seinige anzunehmen. Nicht einmal seine Frau Katherine (Julia Stiles) weiht er in das Geheimnis ein, und so wächst Damien (Seamus Davey-Fitzpatrick) glücklich, zufrieden und gut behütet im Schoß der wohlhabenden Familie heran. Doch mit dem spektakulären Selbstmord des Kindermädchens an Damiens fünften Geburtstag, mehren sich die seltsamen Zu- und Todesfälle in der näheren Umgebung des Jungen. Mit der Ankunft der neuen, zwielichtigen Nanny Mrs. Baylock (Mia Farrow) wird Damien von Tag zu Tag unzungänglicher und bedrohlicher - bis selbst Katherine sich vor ihm ängstigt. Mit Hilfe des Fotografen Keith Jennings (David Thewlis) versucht Robert, die Hintergründe der mysteriösen Vorkommnisse zu ergründen, um seine einst so intakte Familie vor dem endgültigen Zerfall zu bewahren.
Das Omen ist unbestreitbar einer der großen Klassiker des Horrorgenres und lehrte 1976 das Kinopublikum mit subtilem Grusel und der einen oder anderen deftigen Szene - man erinnere sich an die aufsehenerregende Köpfungsszene - das Fürchten. Remakes von bekannten Vertretern der seit einigen Jahren wieder sehr lukrativen Gattung sind oftmals ein zweischneidiges Schwert. Während zum Beispiel Dawn of the Dead mit der kraftvollen, temporeichen Inszenierung von Zack Snyder glänzte und so mindestens auf eine Ebene mit dem Original zu stellen ist, ging der von Rupert Wainwright verbrochene, völlig mißlungene Aufguß von The Fog zurecht baden.
Regisseur John Moore bewies hingegen bereits mit seinem überaus gelungenen Remake von Der Flug des Phönix, dass er über ein gutes Händchen für eine moderne, unterhaltsame Aufarbeitung eines bereits verfilmten Stoffes hat. Und auch mit Das Omen gelang dem Iren eine gebührende Wiederauferstehung der teuflischen Mär rund um den diabolischen Satansspross Damien. Mit der exzellenten Kameraarbeit von Jonathan Sela (Rohtenburg) im Rücken, hält sich Moore zumeist streng ans Original und nimmt sich nur selten die Freiheit, neue Szenen einzubauen. Dass diese mit Bedacht gewählt und sehr effektiv ausgefallen sind, ist der wohl größte Trumpf der 2006er Version. Zum einen schafft Moore dadurch einige zusätzliche Schauwerte und Schockeffekte, die jedoch den sorgsamen, weitgehend unblutigen Spannungsaufbau nicht beeinträchtigen. Zum anderen forciert er besonders das im Original vergleichsweise weniger intensiv beleuchtete Mutter/Kind-Verhältnis und macht die zunehmende
Angst Katherines vor ihrem Sohn für den Zuseher plausibler.
Das Ensemble kann leider nicht vollends überzeugen. Während Liev Schreiber und Julia Stiles als Ehepaar Thorn ihren Vorgängern Gregory Peck und Lee Remick um nichts nachstehen, und auch David Thewlis und Pete Postlethwaite - als unheilverkündender Pater Brennan - überzeugen, wirkt Damien-Darsteller Seamus Davey-Fitzpatrick oftmals ein wenig zu sehr um den bösen Blick bemüht. Mia Farrow legt ihre Rolle zwar ein wenig subtiler an als Billie Whitelaw in den 70ern, doch kommt sie an deren authentische Besessenheitsdarstellung bei weitem nicht heran.
Ein weiteres kleines Manko ist der zwar passende, doch vergleichweise wenig aufregende Score von Marco Beltrami. Obwohl das Thema vom Komponisten der Originalmusik, Jerry Goldsmith, verwendet wird, fehlen dessen bombastische chorale Passagen, die für zusätzliche Dynamik im Original gesorgt hatten.
Fazit: Regisseur John Moore liefert mit seinem Remake des Horrorklassikers einen hervorragend fotografierten Gruselstreifen nahe dem Original ab. Kleine Mängel auf Seiten der Darsteller und die etwas zahme Musik werden durch die durchdachte und spannende Inszenierung wieder wett gemacht.
Michael “Eminence” Reisner