Originaltitel: Lady in the Water
USA, 2006
Kinostart: 31.08.2006

Cleveland Heep (Paul Giamatti) ist Hausmeister im riesigen Wohnblock The Cove und verbringt seine Tage damit, kaputte Glühbirnen auszuwechseln und defekte Wasserhähne zu reparieren. Doch sein trister Alltag nimmt ein jähes Ende, als er eines Nachts eine bezaubernde junge Frau namens Story (Bryce Dallas Howard) bei sich aufnimmt, die - bislang unentdeckt - in den verborgenen Kanälen des Swimmingpools hauste. Cleveland findet schon bald heraus, dass seine neue Mitbewohnerin ein Narf” ist, eine Art Nymphe aus einer Gute-Nacht-Geschichte. Durch seine Nachbarin Mrs. Choi (June Kyoto Lu), die als einzige über die märchenhafte Erzählung bescheid weiß, wird schnell klar, dass Story eine Aufgabe zu erfüllen hat, um danach wieder in ihre Welt zurückkehren zu können. Doch ist diese Rückreise nur eine begrenzte Zeit lang möglich und kann nur gelingen, wenn die dazu notwendigen Figuren aus der besagten Geschichte die ihnen zugeschriebenen Aufgaben erfüllen. Von einem bösen Monster bedroht, welches Storys Heimkehr mit allen Mitteln verhindern möchte, machen sich die auserwählten Bewohner des Cove-Apartmentblocks auf, der spröden Schönheit zu helfen.

M. Night Shyamalan ist ohne Zweifel eine der faszinierendsten Persönlichkeiten der jüngeren Kinogeschichte. Als Regisseur ein Garant für effektive Inszenierung, sind es vor allem seine selbst verfassten, fantastischen Geschichten, die das Publikum in ihren Bann ziehen. In einer Zeit, wo der Remakewahn boomt wie nie zuvor, ist der gebürtige Inder - trotz wiederkehrender Motive - eine feste Konstante, die für selten gewordene Originalität steht.
Und um die vielen Zweifler gleich zu Beginn zu besänftigen: Daran hat sich auch mit Das Mädchen aus dem Wasser nichts geändert. Nach wie vor ist es eine echte Freude, einer Geschichte zu folgen, die nicht ab der ersten Minute zigfach ausgetretenen, zum Gähnen vorhersehbaren Pfaden folgt. Nicht ohne Augenzwinkern und doch mit beinahe spirituell anmutender Ernsthaftigkeit wird dieser Umstand auch im Film selbst thematisiert, denn die Handlung verlangt von ihren Protagonisten, eine mündlich überlieferte Erzählung in das Hier und Jetzt zu interpretieren. Mehr als dass hierbei ein Filmkritiker namens Mr. Farber, mit Gusto gespielt von Bob Balaban, eine gewichtige, wenn auch unwägbare Rolle einnimmt, sei an dieser Stelle jedoch nicht verraten.

Dass kleine Logiklöcher und die eine oder andere redudant wirkende Szene zu keinem Zeitpunkt zum Ärgernis werden, liegt vor allem an einem großartigen Paul Giamatti. Dieser verleiht seiner zunächst so unscheinbaren Filmfigur eine liebenswürdige Schrulligkeit und lässt sie dadurch blitzschnell zum Sympathieträger werden. Die aufkeimende Vielschichtigkeit des Charakters weiß der kleine Mann ebenso überzeugend zu verkörpern und fungiert zugleich als im Vordergrund stehendes Ideal für die Entwicklung von vielen der übrigen Nebencharaktere, die allesamt durch die Konfrontation mit Außergewöhnlichem das Besondere an sich selbst entdecken. Bryce Dallas Howard meistert ihren schwierigen Part als wortkarges, ätherisches Wesen gekonnt. Shyamalan, der sich in seinen bisherigen Werken mit Kurzauftritten begnügte, hat diesmal eine tragende Nebenrolle inne. Als Schauspieler nicht gänzlich unbegabt, sollte sich das etwas bemüht wirkende Multitalent zukünftig dennoch wieder auf seine eigentlichen Stärken besinnen. Das restliche Ensemble überzeugt, ohne dass jemand durch Glanztaten hervorzustechen vermag.

Wer auf ein finales Aha-Erlebnis im Stile von The Sixth Sense hofft, könnte auch diesmal ein wenig enttäuscht sein. So zeigt sich das Ende zwar nicht gänzlich frei von Überraschungen, lebt aber viel mehr von der eindrucksvollen Kameraarbeit Christopher Doyles (2046), der vor allem aus den abschließenden Einstellungen eine gänsehautfördernde Erhabenheit herausholt. Vortreffliche Unterstützung findet er hierbei durch die Musik von James Newton Howard.

Fazit: Das Mädchen aus dem Wasser mag zwar nicht der beste Film von M. Night Shyamalan sein, schlecht ist er deshalb aber noch lange nicht. Den Kinobesucher erwartet eine spannende, fantasievolle Geschichte mit einem tollen Hauptdarsteller und einer gelungen Auflösung. Ein Kinobesuch sei demnach unbedingt empfohlen.

Michael Eminence” Reisner