Originaltitel: The Greatest Game Ever Played
USA, 2005
Kinostart: 08.06.2006

Anfang des 20. Jahrhunderts war Golf noch vornehmlich ein Sport für die gesellschaftliche Oberschicht. Nichts desto trotz avanciert der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Harry Vardon (Stephen Dillane) zum besten Profispieler Englands. Um eine Ehrenmitgliedschaft in einem britischen Nobelclub zu erhalten, soll er die U.S. Open gewinnen und den unzivilisierten Amerikanern eins auswischen.
Derweil arbeitet der 20-jährige Francis Ouimet (Shia LaBeouf) als Lehrling in einem Laden für Golfzubehör in Massachusetts. Nachdem der begeisterte Golfer in jüngeren Jahren in der Qualifikation eines nationalen Turniers scheiterte, hat er seinem Vater Arhur (Elias Koteas) versprochen, die Schläger an den Nagel zu hängen. Als er jedoch die Möglichkeit erhält, als Amateur bei den U.S. Open teilzunehmen, folgt er seinem Herzen und tritt gegen die versammelte Weltelite an. Dort trifft er auch auf sein großes Vorbild Harry Vardon, und über alle Standesgrenzen hinweg spielen die beiden schon bald um den Turniersieg.

Bill Paxton wird den meisten Filmfans am ehesten als Schauspieler ein Begriff sein. Zuletzt war er mit Thunderbirds mäßig erfolgreich in den deutschen Kinos vertreten. Sein Regiedebüt gab er 2001 mit dem kleinen, aber feinen Gruselthriller Dämonisch mit Matthew McConaughey und ihm selbst in den Hauptrollen. Diesmal verschreibt er sich mit vorliegendem Sportdrama einem gänzlich anderen Genre und unterhält damit leider nur streckenweise. Der löbliche Versuch, neben der bereits unzählige Male erzählten Aufstiegsstory eines vermeintlichen Verlierers und der damit verbundenen Leidenschaft für die jeweilige Sportart auch noch den damaligen Klassenkampf zu thematisieren, geht vor allem deshalb schief, weil die eindeutige Konzentration auf eine einzelne Identifkationsfigur für das Publikum fehlt. Und obwohl Stephen Dillane als kindheitstraumatisierter Harry eine durchaus gefällige Leistung abliefert, nimmt sein Charakter der eigentlichen Hauptfigur Francis wertvolle Leinwandzeit, die diese bitter nötig gehabt hätte, um dem Zuseher eine echte emotionale Bindung zu ermöglichen. So bleibt der erwähnte Vater/Sohn-Konflikt viel zu stark im Hintergrund und auch die zarten Bande zwischen dem armen Amateurgolfer und der reichen Sarah Wallis (Peyton List) werden stiefmütterlich behandelt. Stattdessen widmet sich Paxton halbherzig zwei Aussenseitergeschichten gleichzeitig und drängt die gesellschaftspolitische Komponente damit in den Hintergrund. Shia LeBeouf (Constantine) bemüht sich zwar redlich, kann jedoch seiner eindimensionalen und blassen Filmfigur kaum Format verpassen. Unterhaltsam, vor allem aufgrund der verspielten Kameraarbeit von Shane Hurlbut (11:14 - Eleven fourteen, Into the Blue) und den visuellen Effekten unter der Leitung von Dennis Berardi, gerieten hingegen die reichlich vorhandenen Golfsequenzen. Ein wenig Verständnis für die Sportart vorausgesetzt, liegt hierin der einzig echte Pluspunkt einer Produktion, die nur sehr schwer ihr Publikum finden wird und die meiste Zeit reichlich lustlos vor sich hinplätschert. Auch die oftmals mit dem Holzhammer präsentierte, pathetische Musik von Brian Tyler (u.a. Godsend und Timeline) stellt eher ein Ärgernis dar, als die wenigen dramatischen oder spannenden Momente fachgerecht zu untermalen.

Fazit: Das größte Spiel seines Lebens ist ein wenig originelles Sportdrama, das mit strukturellen Problemen und Paxtons unausgegorener Regie zu kämpfen hat. Für Golfliebhaber einen Blick wert, für den Rest jedoch mit Sicherheit vernachlässigenswert.

Michael Eminence” Reisner