Originaltitel: Pride and Glory
USA, 2008
Kinostart: 22.01.2009
Cop Land
Nachdem er einige Jahre in der relativen Sicherheit der Abteilung für vermisste Personen verbracht hat, kehrt der New Yorker Polizist Ray Tierney (Edward Norton) zur Mordkommission zurück. Die Einheit wird geleitet von Rays Bruder Francis Tierney Jr. (Noah Emmerich) und untersteht seinem Vater, Francis Sr. (Jon Voight). Den Mord an vier Polizisten gilt es aufzuklären, und Ray merkt schnell, dass sein Schwager Egan (Colin Farrell), ebenfalls Mitglied der Einheit, sowie einige weitere Kollegen Dreck am Stecken haben.
In diesen drei Sätzen stecken bereits die beiden großen Offenbahrungen, mit denen der Film sein Publikum überraschen zu können glaubt:
In der Polizei von New York gibt es schwarze Schafe.
Mindestens eines dieser schwarzen Schafe hat eine Familie.
Auch die Russen lieben ihre Kinder. So sang Sting bereits vor über 20 Jahren, daher fällt der Überraschungseffekt von Das Gesetz der Ehre dürftig aus. Die Familiendramen, die den größten Teil der 125 Minuten ausmachen, haben leider nicht mehr als das zu bieten, denn die Figuren sind flach, archetypisch und werden auch nicht nennenswert ausgearbeitet. Ähnliches gilt für die Polizeiarbeit, die weder spannend noch überzeugend geraten ist - jede mittelmäßige Polizeiserie bietet mehr Realitätsnähe.
Die wohl größte Enttäuschung ist, dass auch die Darsteller das Ruder nicht herumreißen können. Edward Norton, in guten Rollen ein Ausbund an Charisma und Intensität, schlafwandelt von Szene zu Szene und könnte nicht lustloser wirken. Auch Jon Voight scheint permanent seinen Morgenkaffee zu suchen, so dass der Film in den gemeinsamen Szenen der beiden praktisch zum Stillstand kommt. Einzig Colin Farrell bringt etwas Energie auf die Leinwand, drückt damit aber das Gaspedal auf dem Weg in den Abgrund nur umso tiefer durch. Seine Figur hat die Pfade der Zurechnungsfähigkeit lange verlassen, bevor er ein heißes Bügeleisen vor das Gesicht eines Babys hält, um dessen Vater ein Geständnis zu entlocken.
Da ist es nur konsequent, dass das Finale des Films den Schritt von der Langeweile zur Lächerlichkeit geht, mittels zweier abschließender Wendungen, die nicht nur aus dem Nichts kommen, sondern auch die Probleme der Figuren niemals lösen könnten. Der Film endet nicht, weil die losen Fäden befriedigend verknüpft wurden, sondern schlicht, weil der Nachspann anfängt.
Nach Street Kings und Helden der Nacht ist Das Gesetz der Ehre in diesem Jahr bereits der dritte gut besetzte und dennoch misslungene Polizeithriller. Selbst wenn nur diese drei zur Wahl stehen, kann Das Gesetz der Nacht ruhigen Gewissens ausgelassen werden.
Felix “Flex” Dencker