USA, 2012
Kinostart: 10.05.2012

Burton/Depp, die 8.

Es ist 1795. Der Unternehmer Barnabas Collins (Johnny Depp) erfreut sich seines reichen und einflussreichen Lebens, zu dem auch ein Verhältnis mit der schmucken Angelique (Eva Green) gehört. Für sie ist er mehr als ein Bettgenosse, doch er teilt ihre Gefühle nicht.
Als er sich in die hübsche Josette (Bella Heathcote) verliebt, erlebt er eine böse Überraschung: Angelique entpuppt sich als waschechte Hexe. Wenn sie Barnabas nicht haben kann, soll ihn niemand haben, und so tötet sie Josette, verwandelt Barnabas in einen Vampir und lässt ihn lebendig begraben.

Fast 180 Jahre später kann er seinem Sarg durch einen Glücksfall entfliehen und macht sich auf den Weg nach Collinwood, dem Anwesen seiner Familie. Doch die Zeit war nicht gut zum Collins-Klan. Angelique treibt noch immer ihr Unwesen und hat das Fischereigeschäft der Familie vom Markt gedrängt. Barnabas hat alle Hände voll zu tun, die zerrüttete Familie wieder zu einen, das Geschäft wieder zum Laufen zu bringen und Angelique dingfest zu machen.
Und dann ist da noch die neue Gouvernante, die enorme Ähnlichkeit mit einer alten Bekannten aufweist.

Tim Burton und Johnny Depp - eine der fruchtbarsten Partnerschaften des Gegenwartskinos. Allerdings auch eine, die sich zunehmend den Vorwurf mangelnder Originalität gefallen lassen muss. Ob nach der blutleeren Verfilmung von Alice im Wunderland ausgerechnet eine Tv-Serien-Adaption das richtige Mittel darstellt, um diesem Eindruck zu begegnen, darf bestritten werden, doch Warner Bros. war das Projekt offensichtlich eine Menge Geld wert, denn die Schauwerte gefallen durchweg.
Zu diesen gehört auch die Darsteller-Riege. Neben den drei Hauptfiguren gefallen Michelle Pfeiffer als Patriarchin Elizabeth, Jackie Earle Haley als Quasi-Igor und Helena Bonham Carter als Psychologin Julia Hoffman, Johnny Lee Miller als Elizabeths nichtsnutziger Bruder Roger, Gulliver McGrath als Sohn David und Chloe Moretz als die rebellische Tochter Carolyn. Kaum jemand erhält Gelegenheit, sich sonderlich hervorzutun, doch sämtliche Auftritte geraten amüsant.
Dieses Prädikat darf sich auch der Film als Ganzes anheften. Das Drehbuch von John August und Seth Grahame-Smith steckt proppenvoll mit netten Momenten und amüsanten Dialogen, die sich sogar gegen die deutsche Synchronisation größtenteils erfolgreich zur Wehr setzen. Auch Barnabas’ stockende Gewöhnung an die skurrilen 1970er Jahre gerät weniger plump, als es die Trailer befürchten ließen.
Das Gesamtbild kann da leider nicht mithalten. Die Geschichte um den verliebten Barnabas und die eifersüchtige Angelique fungiert in der ersten Hälfte als funktionales Transportmittel für eine ganze Reihe drolliger Szenen. Nach und nach geht ihr jedoch merklich die Luft aus, was zu einem recht zähen letzten Drittel führt. Gerade das Finale, das mit seinem Gewitter aus überwiegend unnötigen Spezialeffekten offensichtlich als spektakulärer Showdown gedacht war, offenbart mit seinem holperigen Timing, dass Burton weder im Action- noch im traditionellen Komödienfach zuhause ist.

Der ganz große Wurf ist Dark Shadows wohl nur für diejenigen geworden, die von der Paarung Tim Burton/Johnny Depp einfach nicht genug bekommen können.
Dem Rest bleibt ein Film, der vor allem im letzten Drittel deutliche Schwächen offenbart, doch bis dahin so charmant und amüsant daherkommt, dass sich niemand um sein Eintrittsgeld betrogen fühlen muss.

Felix Flex” Dencker